© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

DVD: Die Rebellion
Entwurzelt und empört
Werner Olles

Joseph Roths Roman „Die Rebellion“, 1924 erschienen, spiegelt das Schicksal jener österreichischen Generation, die durch den Untergang der k.u.k. Monarchie seelisch betroffen wurde und sich mit einer entgötterten Nachfolgewelt auseinandersetzen mußte. 1962 inszenierte Wolfgang Staudte den Stoff als Fernsehfilm, dreißig Jahre später nahm sich Oscar-Preisträger Michael Haneke („Die Klavierspielerin“) des Romans an und schuf einen mit großer Intensität inszenierten und gespielten Film, der viel gehemmte Wut gegen alle Formen des Egoismus, der Ignoranz und des Opportunismus offenbart, wobei Parallelen zur bundesdeutschen Wirklichkeit von heute sichtbar werden.

Der Mittvierziger Andreas Pum (Branko Samarovski) hat im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren, bekam zwar eine Auszeichnung, aber nicht mal eine passende Prothese. Vor der Kommission muß er einen Zitterer simulieren, um eine Lizenz als Drehorgelspieler zu erhalten. Pum lernt die ansehnliche Witwe Kathi Blumich (Judith Pógany) kennen, die ihn bei sich aufnimmt, aber für einen feschen Unterinspektor schnell wieder fallenläßt. Als ihn ein „besserer“ Herr als „Simulant“ und „Bolschewik“ beschimpft, gerät er mit diesem in Streit und schlägt einen Polizisten mit seiner Krücke. Das kostet ihn die Lizenz zum Leierkastenspiel. Der Kleinganove Willi (Thierry van Werveke) besorgt ihm eine Stellung als Toilettenwärter. Früh gealtert beschließt er hier seine Tage als demütiger Untertan und monarchietreues Relikt, dessen Herzenseinfalt durch die Willkür der Staatsgewalt zerbrochen ist.

Hanekes „Die Rebellion“ zeigt die Entwurzelung eines zur Heimatlosigkeit verdammten ehemaligen Soldaten, seine Empörung gegen eine ignorante Staatsmaschine und den Konflikt zwischen der alten ins Zeitalter der Sorglosigkeit zurücksehenden und der jungen Generation. 

DVD: Die Rebellion. Pidax Historien-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 105 Minuten