© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

Blick in die Medien
Panik vor acht
Tobias Dahlbrügge

Typischer Fall von „Angst essen Resthirn auf“ oder hat hier jemand ein Geschäftsmodell entwickelt und spekuliert auf einen Anteil an den Zwangsabgaben für den Anstaltsfunk? Ein Verein aus „alten weißen Männern“ und jungen messianischen Frauen aus der Grünen-Hochburg Freiburg will die Klimawandel-Kampagne zur besten Sendezeit bringen. Die Idee: Ähnlich wie das bekannte Anlegermagazin „Börse vor acht“, soll künftig die Sendereihe „Klima vor acht“ kurz vor der „Tagesschau“ einen Schuß Weltuntergang ins Wohnzimmer strahlen.

„Die Klimakrise ist die größte Krise der Menschheit“, sagt der Klima vor acht e.V., „deshalb fordern wir eine tägliche Berichterstattung zur besten Sendezeit.“ Schließlich berichtet die ARD seit zwei Jahrzehnten über Neuigkeiten aus der Welt der Börsen. Darum wollen sie „an einer ähnlich prominenten Stelle Klima vor acht positioniert sehen“. Die Not ist arg: „Von der immer weiter fortschreitenden Klimakrise sind immer mehr Menschen direkt betroffen“, warnen die besorgten Bürger. Zeit, Buße zu tun: „Ich fühle mich schuldig, an der Klima-Misere aktiv mitgewirkt zu haben“, sagt Vereinsmitglied Ulf Walter-Laufs.

Prototypfolgen sollen bei den ARD-Anstalten die Lust auf mehr wecken.

Mit über 40.000 Euro Kapital aus Schwarmfinanzierung will das Team sechs professionell gemachte Prototypfolgen produzieren, die Sendeanstalten als Modell schmackhaft gemacht werden sollen: „Ziel ist es, daß TV-Sender ‘Klima vor acht’ in ihr Primetime-Programm aufnehmen.“ Die Themen der drei- bis fünfminütigen Folgen stellen „Fachexpert:innen aus der Wissenschaft“ zusammen.

Im Trailer werden Bilder von Wüsten, Bienensterben, Altreifen und der radikalen Sekte „Extinction Rebellion“ zu einem suggestiven Infokleister zusammengerührt, der mit dem globalen Klima höchstens am Rande zu tun hat. Bislang mußte dafür wenigstens niemand unfreiwillig bezahlen; als öffentlich-rechtliches Panikorchester sähe das allerdings anders aus.