© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

Hexenjagd auf Don Alphonso
Nach „Zeit“-Artikel: Die mediale Twitterblase erhöht den Druck auf die „Welt“, sich von ihrem Kolumnisten zu distanzieren
Boris T. Kaiser

Der unter seinem Pseudonym Don Alphonso bekannt gewordene Blogger Rainer Meyer gerät immer stärker ins Visier linker Meinungsmacher. Zuletzt wurde der liberal-konservative Kolumnist der Welt in einem großangelegten Beitrag auf Zeit Online hart angegangen. 

Die feministische Essayistin Antonia Baum brachte Meyer darin in Verbindung mit Morddrohungen gegen von ihm in seinen Texten kritisierte Personen aus dem linken bis linksradikalen Spektrum. Auch sein Agieren auf Twitter, wo Don Alphonso mehr als 45.000 Nutzer folgen, soll mitverantwortlich dafür sein, daß die „Menschen, über die er schreibt“, unter dem Haß seiner vermeintlichen Fans zu leiden haben.

Dabei läuft gegen den bayerischen Autor selbst seit langem ein massiver „Shitstorm“ im Netz. Befeuert wird dieser unter anderem von prominenten Gesichtern der Postmoderne, wie der feministischen Autorin Sibel Schick und der afrodeutschen Komikerin Jasmina Kuhnke. An der Kampagne, die erkennbar mit dem Ziel geführt wird, die Entlassung Meyers herbeizuführen, beteiligen sich auch viele seiner Medienkollegen sowie Persönlichkeiten aus der Politik. So schlossen sich Staatssekretärin Sawsan Chebli und die SPD-Nachwuchspolitikerin Lilly Blaudszun auf Twitter der linken „Rechtsextremismus-Expertin“ Natascha Strobl an, als diese in Richtung von Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt twitterte: „Ich werde Ihnen nie verzeihen, was Sie mir und meiner Familie angetan haben.“

Die Bestrebungen, Meyer als Autor bei der Welt hinauszudrängen, sind manchem nicht genug. „Solange Don Alphonso in der Jury des Medienpreises des Bundestages sitzt, ist die Kritik hier leider nur ein leises Pfeifen im Wind“, schrieb deshalb die ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann auf ihrem Twitter-Account. 

Daß Poschardt auf die Anfeindungen gegenüber seinem Kolumnisten in einem humoristischen Tweet mit der Ansage „Ich liebe Don Alphonso“ reagierte, ist für Übermedien-Betreiber Stefan Niggemeier, der seit Jahren gegen Don Alphonso und alle, die ihn beschäftigen anschreibt, „Troll-Verhalten“.