© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

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WDR widerspricht „Spiegel“

Köln. Der WDR hat die Vorwürfe des Spiegels zurückgewiesen, einen kritischen Radiobeitrag über den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) gezielt gelöscht zu haben. Die Berichterstattung des Hamburger Magazins sei „unwahr und tendenziös“, hieß es in einer Stellungnahme auf wdr.de. Auch die Darstellung einer mangelnden Distanz der Rundfunkanstalt zur Landesregierung sei „falsch“. Der Spiegel hatte dem WDR vorgeworfen, im September 2019 ein Audiostück aus der Mediathek entfernt zu haben, das vermeintlich heikle Aussagen Laschets enthielt. In einem heimlichen Videomitschnitt habe der Politiker gesagt, er habe 2018 „einen Vorwand“ gebraucht, um die Aktivisten im Hambacher Forst räumen zu lassen. Eine interne Mail belege laut Spiegel, daß WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn bei der Beitragslöschung eine Rolle gespielt habe. Das Magazin hatte aus dem Schreiben eines „Tagesschau“-Redakteurs zitiert, der die Redaktion „nach Rücksprache“ mit Schönenborn bittet, den Beitrag von der Seite zu nehmen. Der WDR widerspricht dem: Die „angebliche Kernaussage – ‘Ich brauche einen Vorwand’ – hatte damals schon keinen Newswert“. Man „hatte längst berichtet, daß die Landesregierung einen Vorwand für die Räumung des Forstes gesucht hatte“. NRW-Innenminister Herbert Reul habe dergleichen zuvor in der Sendung „Westpol“ offen zugegeben. Es sei also nicht notwendig gewesen, „Ausschnitte eines offenbar verdeckt mitgeschnittenen Videos zu veröffentlichen, um das noch zu beweisen“. Um derartiges Material zu publizieren, „braucht man einen triftigen Grund, und den hatten wir nicht. Also hat die Fachredaktion den angebotenen Beitrag mit Verweis auf die journalistische Sorgfaltspflicht abgelehnt“, schrieb die Rundfunkanstalt und verwies auf den Umstand, daß „das Video ohnehin in Teilen im Netz kursiert“. Darauf sei zu hören, wie Laschet von mehreren Personen bedrängt wird und  sagt: „Ich brauche einen Vorwand, sonst kann man da nicht tätig werden. Ich wollte den Wald räumen.“ Laut Spiegel hatte ein Justitiar des öffentlich-rechtlichen Senders die Berichterstattung als zulässig eingeschätzt. (gb)