© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Rücktritte sind fällig“, JF 6/21

Aus der Zeit gefallen

Der Begriff „Rücktritt“ im politischen Bereich gehörte, so meine bisherige Meinung als Staatswissenschaftler und Betriebswirt, der Vergangenheit an. Es gab mal politische Persönlichkeiten, die wegen eines Fehlers, der öffentlich bekannt wurde und von außerordentlicher Tragweite war, ihren Rücktritt erklärt haben. Aber dazu gehörte Charakter und eine progressive Haltung gegenüber dem Wahlvolk. Das ist, leider, lange her. Es mag auch heute Ausnahmen geben, mir ist keine bekannt. Zeigen Sie mir einen Spitzenpolitiker in Berlin oder Brüssel, der nach offensichtlichen groben Fehlern, die zu Lasten der Steuerzahler gingen, zurückgetreten ist oder beabsichtigt, sein Amt niederzulegen. Es gibt keinen.

Wolfgang Jörgens, Harztor




Davor behüte uns der Himmel

Wenn Albrecht Rothacher als einzige Qualität an Frau von der Leyen bemerkt, sie sei „enorm fleißig“, freilich relativiert durch den Zusatz „aus dem kühlen Grund, weil sie nicht delegieren kann“, dann erinnert mich das an das berühmte Bonmot Talleyrands zum Verhältnis von Klugheit und Fleiß bei der Beurteilung von Politikern: „Klug und fleißig – gibt es nicht, klug und faul – bin ich selbst, dumm und faul – für Repräsentationszwecke noch ganz gut zu gebrauchen, dumm und fleißig – davor behüte uns der Himmel.“

Dr. Marcus Junkelmann, Mainburg






Zu: „Insa-Umfrage / Luftschloß einer neuen Partei“ von Dieter Stein, JF 6/21

Menetekel Titanic

Eine Parabel für alle AfD-Verächter, deren komfortable Kabinen sich derzeit weit über der Wasserlinie befinden – die „Titanic“ nach der mitternächtlichen Kollision mit dem Eisberg: Oben spielt die Bordkapelle noch flotte Wohlfühlweisen, man schlürft Champagner, unten schlucken sie schon Wasser („Nicht mein Problem!“, so hört man allenthalben). Weit und breit kein Rettungsschiff in Sicht! Doch – ein rostiger Dampfer namens AfD, allerdings mit teilweise fragwürdiger Mannschaft. Wie dem allseits berüchtigten (politisch vorbestraften) Leichtmatrosen Höcke, in dessen Nähe man keineswegs kommen will (Kontaktschuld!)! Und dann sind sie noch alle heillos zerstritten; der Kapitän kann sich kaum durchsetzen. Dahin schwimmt man doch nicht! Nicht in diesem Fahrwasser! Da ertrinken wir doch lieber alle im Eismeer! Recht so! Und so ist Deutschland untergegangen. Politisch korrekt. Und voller Feigheit.

Friedhelm Bestek, Essen






Zu: „Nach dem Schimpfgifel“ von Peter Möller, JF 6/21

Effektive Alternative

Neue Mutationen des Coronavirus bedrohen nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern auch alle wirtschaftlichen und sozialen Aspekte des Lebens, wie wir es heute kennen. Dabei gäbe es inzwischen effektive Alternativen zum Impfen, die ebenfalls wissenschaftlich erforscht werden und vor den Coronavirus-Mutationen Schutz bieten könnten. Statt sich durch immer neue Impfstoffe gegen die Coronavirus-Mutationen zu schützen, könnten auch spezifische Kombinationen von Mikronährstoffen ein effektiver und bezahlbarer Weg sein, um der Coronavirus-Pandemie zu begegnen. Die Behauptung von Politikern und Pharma-Managern, daß Impfstoffe der einzige Weg zur Bekämpfung der Pandemie sind, stimmt in dieser Ausschließlichkeit nicht.

Dr. Ulrich Röhr, Hamburg






Zu: „Rücktritt fällig“ von Albrecht Rothacher, JF 6/21

Entlarvende Details

Herzlichen Dank für diesen hochinteressanten Artikel und die wahrscheinlich nirgendwo sonst zu findenden entlarvenden Details aus der Vita von der Leyens! Es ist erschreckend, aber leider dieser Zeit entsprechend, was für Nullen, Luftblasen gleich, immer weiter nach oben steigen.

Ronald Höntze, Berlin






Zu: „Prüfstein der Demokratie“ von Michael Paulwitz & „Wir fahren auf Sicht. Wohin?“ von Mathias Pellack, JF 5/21

Echte Probleme fehlten bislang

Es zeigt sich immer deutlicher, daß unsere Politiker zum großen Teil nicht mehr in der Lage sind, mit echten Problemen umzugehen. Das dürfte an zwei Ursachen liegen: Zum einen fördert unser Politikbetrieb die Sorte von Politikern, die lautstark für die ihnen nahestehenden Lobbygruppen möglichst viel Staatsknete lockermachen, was kaum zum systematischen Lösen von Problemen erzieht. Zum anderen waren sie in den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten in der komfortablen Situation, daß kaum ein echtes Problem an die Tür klopfte (bzw. mit Hilfe der Medien unter den Teppich gekehrt werden konnte), so daß sie mit dem Lösen von Scheinproblemen gut über die Runden kamen. Der Unterschied ist recht einfach – echte Probleme entfalten eine Eigendynamik, sind daher nie vollständig vorherzusagen (die Clausewitzschen Friktionen!) und erfordern zur Lösung ein profundes Hintergrundwissen, weil ständig neue Situationen auftreten, die neue Entscheidungen, oft Improvisation verlangen. Scheinprobleme tun genau dies nicht, meist existieren sie überwiegend in der Vorstellung und verhalten sich daher auch vorstellungsgemäß; zu ihrer „Lösung“ reichen einmal gefaßte Meinungen, vor allem dann wenn sie sich auf die Begriffe gut/böse reduzieren lassen. Das Standardvorgehen besteht dann in mehr Geld, internationalen Konferenzen, Absichtserklärungen, und dem Anschein von Geschäftigkeit. 

Einem unvoreingenommenen Zeitgenossen dürften auf Anhieb mehrere Beispiele zu beiden Kategorien einfallen. Die aktuelle Hilflosigkeit wird übrigens sehr schön in dem Buch „Die Logik des Mißlingens“ von Dietrich Dörner beschrieben, stellenweise liest es sich wie ein Drehbuch zu den aktuellen Ereignissen. Dabei ist die Corona-Pandemie noch nicht einmal das Ende der Fahnenstange – wie unsere Politiker mit einer Situation wie 1919 (Spanische Grippe mit viel mehr Toten, verlorener Krieg mit außenpolitischer Isolierung Deutschlands und gleichzeitig der Wiedereingliederung von Millionen Soldaten ins Zivilleben, gesellschaftlicher Umbruch durch Abschaffung der Monarchie, Angriffen von links und rechts auf die junge Republik) umgegangen wären, mag man sich gar nicht vorstellen.

Tobias Wieczorek, Karlsruhe






Zu: „Neurologische Argumente für Luftreinhaltung“ von Christoph Keller, JF 6/21

Bereits in der Dissertation 1986

Dieser Beitrag zum Thema von Feinstaub ist hochinteressant. Ich möchte die Thematik soweit ergänzen, daß hier der Zusammenhang zu Alzheimer, Parkinson usw. erwähnt wurde und dabei auch das Element Mangan, und ich möchte ergänzen, Aluminium, das seit ca. dreißig Jahren in den Zusammenhang mit Alzheimer gebracht wird. In meiner Dissertation konnte ich schon 1986 zeigen, daß sich beide Elemente in Geweben als Antagonisten von Calcium, Magnesium und Kalium erwiesen haben, deren Aufnahme in Zellen also unterdrückt. Aluminium verbleibt auch lange im Körper, besonders im Knochengewebe, wo es Calcium verdrängt. 

Beide „Schadelemente“ kommen in lebenden Strukturen nicht natürlich vor, wohl aber in Böden, insbesondere Mineralböden, und werden massenhaft durch Erosion als Feinstaub verdriftet. Da besonders auch in Deutschland der Feinstaub nicht mehr in erster Linie seinen Ursprung in industriellen und anderen anthropogenen Quellen hat, sondern zu einem großen Teil von „natürlicher“ Erosion herrührt, wäre es interssant, zu wissen, wie hoch der Anteil von besonders löslichen Salzen der beiden Elemente dabei ist, um eine bessere Risikoabschätzung zu erreichen. Hier ist unbedingt die Landwirtschaft aufgerufen, durch Knicks, Hecken, Waldstreifen oder Agro-Forstsysteme die Bodenerosion, auch im eigenen Interesse, weiter zu reduzieren.

Dr. Holger Stienen, Hamburg






Zu: „Verfassungsschutz und AfD / Am Rande einer Blamage“ von Dieter Stein, JF 5/21

Seehofer muß aufpassen

Der Kommentar erwähnt die Zwickmühle, in die sich der Verfassungsschutz mit Blick auf die AfD manövriert hat. Die Parteispitze um Jörg Meuthen hat sehr gut und klug (re-)agiert, indem sie mit voller Kraft juristisch gegen die Beobachtung vorgeht. Durch die Klagen beim Verwaltungsgericht Köln, die auf die massive Benachteiligung im Parteienwettbewerb durch eine VS-„Verdachtsfall“-Erklärung hinweisen, hat die AfD das VS-Bundesamt erst einmal ausgebremst. Nicht nur der Tagesspiegel warnte den VS vor einer „Blamage“. Die linke Tageszeitung taz schrieb, die Innenminister und der VS hätten „den ersten Schritt verstolpert“. Und in der FAZ jammerte der Leiter Innenressort, Jasper von Altenbockum: „Der Verfassungsschutz hat sich auf Bundesebene gegenüber der AfD in eine vertrackte Situation manövriert.“ Je länger die Behörde sich nicht öffentlich äußern darf, desto näher würde eine Erklärung an die Wahlen (im März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) rücken und desto mehr sieht sie wie ein parteipolitisches Manöver zur Beeinflussung von Wahlen aus. Horst Seehofer muß sehr aufpassen, daß die VS-Attacke gegen die AfD kein großes Eigentor wird.

Dr. Hans-Jörg Lutz, Nürnberg






Zu: „Ruhe vor dem Beschluß“ von Christian Vollradt, JF 5/21

Schändliches Vorhaben

Es ist offensichtlich, daß die herrschenden Parteien den Staatsapparat benutzen wollen, um eine konkurrierende Partei auszuschalten. Das ist die Methode, mit der alle Diktaturen arbeiten. Für die Bundesrepublik Deutschland wäre es eine Schande, hätte diese Methode Erfolg. Schon die Behandlung der Abgeordneten der AfD im Bundestag und in den Landtagen durch die anderen Parteien ist eine Zumutung, nicht nur für die Abgeordneten, sondern für Millionen von Bürgern, die diese Partei gewählt haben. Die Funktionäre der herrschenden Parteien sollten sich schämen. Aber schämen kann sich nur jemand, der ein Gefühl für Anstand besitzt; daran fehlt es offenbar. Es geht nur noch um den Erhalt der Macht. Diese Haltung aber ist es, welche das Fundament unseres demokratischen Staates unterminiert.

Dr. Edgar Umlauf, Garching bei München




Selbstzerlegung sofort beenden

Wie die Entscheidung auch ausgehen mag, Bundesinnenminister Seehofer und sein Adlatus Haldenwang vom BfV werden nichts unversucht lassen, die AfD als verfassungsfeindlich darzustellen. Weil die demokratisch gewählte AfD für ein Europa der Vaterländer und den Erhalt von Volk und Nation eintritt, wird sie mit Ausdrücken wie „Nazis“, „rechtsextremistisch“ und „völkisch-nationalistisch“ belegt. Eigentlich folgte aus dieser Diffamierung, daß die „demokratischen Parteien“, also die an der Macht befindlichen, Volk und Nation abschaffen wollen. Die Wandlungsfähigkeit des Herrn Seehofer kennt dabei keine Grenzen. In den Zeiten der „Herrschaft des Unrechts“ warb er noch für eine Rückkehr der fahnenflüchtigen CSU-Wähler, die zur AfD gewandert waren. Heute hetzt er gegen die AfD, bezeichnet sie als „staatszersetzend“ und verbündet sich mit den Linken im hochsubventionierten absurden „Kampf gegen Rechts“. Bei dieser sich verschärfenden Entwicklung kann man der AfD nur raten, ihre Selbstzerlegung schleunigst zu beenden.

Prof. Dr. h.c. Konrad Zimmer, Königsberg i. Fr.






Zu: „Der große Umbau“ von Björn Harms, JF 5/21

Schizophrene Qualifikation

Die Planung einer Quote für Migranten im öffentlichen Dienst Berlins zeigt, wie tief der Hirnriß der politisch-medialen Kaste geht. Soeben hat die „Fachkommission Integrationsfähigkeit“ empfohlen, den Begriff Migrationshintergrund ganz von der Bildfläche zu tilgen. Gleichzeitig soll genau das als Qualifikation für die Zulassung in den Staatsdienst der Bundeshauptstadt gelten. Diesem System ist mit Vernunft nicht mehr beizukommen. Das ist ein Fall für die Psychiatrie.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Grüner Marsch in den Blackout“ von Marc Schmidt, JF 5/21

Ideologie gegen Naturgesetze

Die Festigkeit technischer Einrichtungen muß ein Mehrfaches der errechneten betragen. Bei Bauwerken wie Brücken zum Beispiel das Fünffache. Unsere heutige Industriegesellschaft bricht ohne Strom sofort zusammen. Trotz der großen Stromlücken, die nach der Abschaltung des letzten deutschen Atomkraftwerks 2022 akut sein werden, wird die Stromerzeugung immer weiter zurückgefahren. Und unser höchster kWh-Preis wird noch bejubelt. Solches Verhalten läßt auf eine infantile Gesellschaft schließen, die mit Brot und Spielen sowie Wahlgeschenken bei Laune gehalten und von einer politischen Klasse regiert wird, die – so Markus Krall – „das Ergebnis der Negativauslese“ sei.

Udo Knau, Minden






Zu: „Im Polizeigriff“ von Gil Barkei, JF 5/21

Beim Nachfolger Rahns trainiert

Vielen Dank für den gelungenen Artikel zu Großmeister Erich Rahn, dem „Meister der 1.000 Griffe“. Sein Nachfolger Ditmar Gdanietz war mein Großmeister im Jiu-Jitsu und väterlicher Freund. Er erzählte mir, daß Erich Rahn ein zutiefst unpolitischer Mensch war, der sich aber mit der jeweiligen Obrigkeit arrangieren mußte. „Rassische“ Aspekte der Nazis spielten bei ihm keine Rolle, nur der Sportler zählte. Auch habe er die Spezialeinheiten der Waffen-SS und der Wehrmacht trainiert, so das berühmte Lehrregiment „Brandenburg“ z.b.V. Übrigens drehte Rahn den 1. Kampfsportfilm der Welt: 1921 erschien „Jiu-Jitsu – die unsichtbare Waffe“. Diesen Stummfilm besitze ich in einer Kopie. Meine Sportschule Yawara in Kiel wird das Andenken an Erich Rahn immer in Ehren halten.

Klaus Härtel, Kiel