© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

Kleidung für die Bruderschaft
Von Veteranen geführte Marken erinnern an Kämpfer und Einsätze
Boris T. Kaiser

Marken haben für viele Menschen etwas identitätsstiftendes. Dies gilt für ganz normale Jugendliche, bei denen der sogenannte Markenwahn häufig ein Ärgernis für Eltern, Lehrer und andere Autoritäten darstellt, genauso wie für die Angehörigen der verschiedensten Subkulturen. Ob unter Ökos, linken Punks, neurechten Intellektuellen, Motorradclubmitgliedern, Fußballfans oder Freunden der unterschiedlichsten Musikrichtungen: der richtige Buchstabe auf dem Sportschuh oder ein besonderes Emblem auf dem T-Shirt können ein wichtiges Signal sein; sowohl an vermeintlich Gleichgesinnte wie auch für die eigene Selbstbestätigung.

Eine Kategorie, die dabei heraussticht wie kaum eine andere, sind Labels von aktiven oder ehemaligen Militärangehörigen. „One 7 Six“, „Signal Hill Supply“ oder „Nine Line“ bieten neben Ausrüstungsergänzungen normale lässige Freizeitklamotten.

In Deutschland sind viele Produkte im Wiesbadener Onlineshop biagermany.de erhältlich. Aber „BIA Germany“ will mehr sein als nur ein weiterer Lifestyle oder Modetrend, der mit einem oberflächlichen und in der Realität oft nur sehr flüchtigen Gefühl des Zusammenhalts spielt. Die Abkürzung „BIA“ steht für „Brothers in Arms“, was soviel heißt wie „Waffenbrüder“. Unter dem pathetischen Motto „Eine Bruderschaft, die niemand anderes versteht“, verkauft das Unternehmen Kleidung und Accessoires mit starkem Bezug zu Bundeswehr und US-Armee. 

Die Aufmachung der Hoodies, Pullover, Shirts und Aufnäher mag für manch zartbesaiteten Zivilisten etwas zu martialisch wirken. Die Hersteller lassen aber auch keinen Zweifel daran, daß Pazifisten nicht die Kernzielgruppe ihrer Produkte darstellen. Es wird sehr viel mit Todessymbolik, großflächigen Flaggen und eben vor allem mit Waffen gearbeitet. Der „Hans-Patch“ zeigt beispielsweise einen Totenkopf mit Pickelhaube. Dabei kommt der Geist einer demokratischen Armee dennoch nicht zu kurz. Ein besonders bemerkenswertes Shirt trägt die Aufschrift „Sic Semper Tyrannis“, jenem lateinischen Leitspruch, der für die Überzeugung steht, daß jeder Tyrann früher oder später seinem gerechten Schicksal zugeführt werden soll. 

Die Internetseite, die damit wirbt, „100 Prozent Veteranen-geführte Marken“ zu verkaufen und einen kostenlosen Versand an Einsatzsoldaten anbietet, vertreibt auch einen ganz besonderen Kaffee. In der Zusammenarbeit mit der „Black Rifle Coffee Company“ zeigt sich erneut der enge Bezug zu den einstigen Kriegsgegnern und heutigen Kameraden in den Vereinigten Staaten.

Über 700.000 Abonnenten auf dem Youtube-Kanal 

Der Fabrikant der in den USA gerösteten Arabica-Bohnen hat sogar einen eigenen Youtube-Kanal (744.000 Abonnenten). Hier läßt die von früheren Spezialkräften gegründete Firma mit Sitz in Salt Lake City ihr patriotisches Heißgetränk von Veteranen in unterhaltsamen Videos zu Themen wie Jagd, Videospiele, Schußwaffen und Actionfilmen präsentieren. 

Ein Video des BRCC-Channels trägt den Titel „No Legs, No Problem – Total Archery Challenge with the Veteran Adaptive Athletes“. Darin stellen sich Veteranen, die im Einsatz Beine oder sogar Arme verloren haben, selbstbewußt der Herausforderung des Bogenschießens. Natürlich ohne dabei ihre positive Einstellung oder ihre sprichwörtliche Coolness zu verlieren. Andere informierende Clips erinnern an Kämpfer und ihre Missionen und Taten.

Auch die „Brothers in Arms“ zeigen Präsenz in den sozialen Netzwerken. Hier spielt der Verkauf der eigenen Produkte allerdings allenfalls eine untergeordnete Rolle. Ihre Reichweite bei Facebook und Youtube nutzt „BIA Germany“ vor allem, um Soldaten aktueller und vergangener Auslandseinsätze zu gedenken. Die dazugehörigen Schilderungen vom Kriege dürften für jeden, der sie liest, zutiefst bewegend sein. In all ihrer Konsequenz nachempfunden und verstanden werden können sie freilich trotzdem nur von der eigenen Bruderschaft.