© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/21 / 19. Februar 2021

Disziplinierung bei WDR und Verfassungsschutz
Drift in den Ideologiestaat
Moritz Schwarz

Die Verdrängung freiheitlicher durch ideologische Prinzipien schreitet erscheckend voran. Jüngste Beispiele: die Reaktion des WDR auf seine Talksendung „Die letzte Instanz“, in der Sprachzensur à la „Zigeunersoße“ abgelehnt wurde (JF berichtete). Erst entschuldigte sich der Sender für dieses Ergebnis der Meinungsfreiheit seiner Talkgäste. Dann gestand er mit den Worten, „der Verlauf der Sendung war nicht wie geplant“, ein, daß Debatten mit offenem Ausgang gar nicht erwünscht sind. Nun soll eine Arbeitsgruppe „strukturelle Folgen“ erarbeiten: Strukturen also sollen her, die die formell freiheitlichen Prinzipien des Senders still neutralisieren und zu ideologisch erwünschten Ergebnissen führen. 

Ähnliches beim Bundesverfassungsschutz, wo Amtschef Haldenwang eine, intern als „reine Gesinnungsschnüffelei“ kritisierte „Extremismus“-Schulung angesetzt hat. Auch hier wird also, wie beim WDR, Fachleuten ihr eigenes Metier neu erklärt. Weil offenbar auch hier das professionelle Ergebnisoffene nicht zum ideologisch Erwünschten geführt hat.

Dieses Neujustieren eigentlich überparteilicher, nur der Demokratie verpflichteter Instanzen ist Zeichen für eine Drift in den Ideologiestaat! Pointe zum Schluß: Kaum gelobte der WDR ideologische Besserung, wiederholte er eine alte Prunksitzung mit schwarz geschminkten Jecken – und hat „Blackfacing“-Vorwürfe am Hals. Diese Planlosigkeit zeigt, wie wenig Überzeugung dahintersteht, wie der WDR nur feige nachgibt.