© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/21 / 19. Februar 2021

Deutscher Staatsfonds: Einmalig 25.000 Euro für jeden unter 65?
Geschenk aus dem Nichts
Thorsten Polleit

Um das Privatvermögen zu stärken, schlägt der Ökonom Daniel Stelter in seinem neuen Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“ vor, daß der Staat jedem Deutschen unter 65 Jahren 25.000 Euro schenkt. Das entspreche einem Betrag von 1.375 Milliarden Euro beziehungsweise rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das Geld wird in einen vom Bund gegründeten Staatsfonds eingebracht und von einem professionellen Management ohne politische Einflußnahme global diversifiziert, um eine nachhaltige Rendite zu erwirtschaften.

Doch anders als Norwegen hat der Bund keine Öl- und Gaseinnahmen. Alles, was der Staat ausgibt, hat er zuvor seinen Bürgern und Unternehmern abgenommen. Folglich wäre es konsequent, wenn der Staat über einige Jahre hinweg den Nettosteuerzahlern ihre Steuern in Höhe des gewünschten Sparbetrages erläßt und gleichzeitig seine Ausgaben zurückfährt. Dann könnten sie frei über ihr Geld verfügen, es nachfragewirksam einsetzen und investieren. Aber was passiert, wenn das „Geldgeschenk“ – und das nennt Stelter als Alternative – durch Ausgaben von Anleihen finanziert wird? Die Papiere müßten von der EZB oder den Geschäftsbanken gekauft werden – es käme zu einer Geldmengenausweitung. Das würde die Preise in die Höhe treiben, die Kaufkraft des Euro und der Sparguthaben herabsetzen.

Das gleiche würde passieren, wenn der angedachte Staatsfonds sich bei den Geschäftsbanken oder der EZB verschuldet und das Geld etwa Italien oder Spanien überweist, wo er Geschäftsstellen aufmacht. Durch diese Transaktion würde zwar der berühmt-berüchtigte Target-2-Saldo der Bundesbank (JF 34/20) abgebaut. Jedoch bliebe die ganze Sache immer noch inflationär, weil es auch hier letztlich zu einer Ausweitung der Geldmenge „aus dem Nichts“ kommt, um das 25.000-Euro-Geschenk zu finanzieren. Wahrscheinlich würde auch der Euro-Wechselkurs in die Knie gehen, Importe, Auslandsinvestitionen und Reisen würden sich verteuern. Und sollte die Idee Schule machen, ist der Weg in die Hochinflationsgemeinschaft geebnet: Jedes Euro-Land wird sich so viel neues Geld beschaffen wollen wie nur möglich – nach dem Motto: Den Letzten beißen die Hunde.

Wie ließe sich Stelters gute Idee zur Wohlstandsmehrung dennoch realisieren? Die beste Rezeptur ist immer noch, konsequent zur freien Marktwirtschaft zurückzukehren. Das heißt vor allem, den vormundschaftlichen Staat zurückzustutzen und so zu beschränken, daß den freien Marktkräften wieder zum Durchbruch verholfen wird. Genau dies hat das deutsche „Wirtschaftswunder“ nach 1948 möglich gemacht. Nur ein Zurück zu einer wirklich freien Wirtschaftsordnung kann den deutschen Wohlstand sichern und befördern.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Volkswirtschaftler und Präsident des Mises-Instituts.