© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/21 / 19. Februar 2021

Bildungspolitische Traumtänze der New Yorker Weltregierung
Lebenslanges Lernen für alle und keinen
(wm)

Auf der ersten UN-Weltbildungskonferenz, 1990 in Thailand veranstaltet, setzten sich Regierungsvertreter aus 155 Staaten und Delegierte aus 150 Nichtregierungsorganisationen das ehrgeizige Ziel, bis 2000 eine „universelle Grundbildung für alle“ zu erreichen. Wie bei allen diesen vollmundigen Proklamationen der New Yorker „Weltregierung“ blieb es bei einer Absichtserklärung. Auch ein ähnlich kühner, bis 2015 zu erfüllender „Aktionsplan Bildung für alle“, den das zweite, 2000 im Senegal tagende Weltbildungsforum formulierte, endete enttäuschend. Ergab doch eine 2015 von der Unesco gezogene kritische Bilanz, daß nur jedes drittes Land den Anforderungen genügte. Unverdrossen reserviert die UN der Bildung weiter einen prominenten Platz in ihrer „Globalen Agenda 2030“. Nunmehr soll bis dahin „inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung für alle Menschen“ sichergestellt und deren „lebenslanges Lernen“ gefördert werden. Aber aller Voraussicht nach werde auch diesmal die Latte gerissen, fürchtet Claudia Lohrenscheit, Professorin für Internationale Soziale Arbeit und Menschenrechte an der Coburger Hochschule für angewandte Wissenschaft (Aus Politik und Zeitgeschichte, 51/2020). Weil selbst in reichen Ländern der politische Wille fehle, mehr in Bildung zu investieren und weil es für eine globale Bildungsoffensive leider an „internationaler Solidarität“ mangele. Die es auch nie geben wird, da das von universalistischen UN-Fans wie Lohrenscheit ignorierte „ethische Verpflichtungsgefälle“ von der Familie über das eigene Volk nur bis maximal zu den Mitgliedern des eigenen Kulturkreises reicht (Rolf Peter Sieferle). 


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