© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/21 / 19. Februar 2021

Fachkräfte gehen in Rente, qualifizierter Nachwuchs ist rar
Wunderkur Zuwanderung versagt
(ob)

Im Menschen- und Weltbild des Liberalismus, in dessen Mitte das Individuum und sein Recht auf Selbstverwirklichung stehen, nahm das Volk von jeher nur einen untergeordneten Platz ein. Durch die Brille neoliberaler Ideologen der Globalisierung betrachtet, sinken Völker auf reine Arbeitskrafts-Reservoire und Konsumenten-Agglomerate herab, die beliebig mit menschlichen Funktionsteilen aus allen Himmelsrichtungen „nachgefüllt“ werden können. Wie Berechnungen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder jetzt belegen, ist die auf diesem Menschenbild beruhende Politik einmal mehr gescheitert (Bild der Wissenschaft, 2/2021). Denn der Wirtschaftstandort Deutschland leidet unter Überalterung. Viele Fachkräfte sind über 50, und qualifizierter Nachwuchs rückt kaum nach. Von 2008 bis 2019, in der Hochphase der gern mit dem Zustrom von „Fachkräften“ gerechtfertigten Massenmigration, stieg der Anteil der über 50jährigen, mehrheitlich deutschen Arbeitnehmer an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 24,5 auf 34,8 Prozent. Stärkste Zuwächse weisen dabei strukturschwache Regionen wie das Saarland oder ländliche Räume Mitteldeutschlands auf. Das seit Jahrzehnten angepriesene Wundermittel Migration scheint also zu versagen. Erfahrene Fachkräfte gehen in Rente, gleichzeitig ist qualifizierter Nachwuchs rar. 


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