© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 08/21 / 19. Februar 2021

Umwelt
Eiskalte Warnungen
Jörg Fischer

Die Februar-Kälte von 2012, wo Pkws mangels Winterdiesel nicht ansprangen, ließ manche an der Erderwärmung zweifeln. Was tun? Hatte doch Angela Merkel verkündet, bis 2020 müßten eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rollen, um das Weltklima zu retten. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wußte Rat: „Je wärmer die Welt, desto kälter die Winter“ – ein Kniff, der wohl auch diesmal Greta, Luisa und Markus Söder beruhigen wird. Damals Rußlandhoch und Islandtief, heute Polarwirbel – die deutsche Politik kann daran wirklich nichts ändern. Aber ein reiches Land kann sich auf Eventualitäten vorbereiten. Doch das wird nicht gemacht, wie das Stolpern in die Corona-Pandemie vor einem Jahr bewies.

Wie wird geheizt, wenn Gas und Kohle verboten sind, aber Wind und Sonne schwächeln?

Mit neun Jahren Verzögerung ging der Hauptstadtflughafen BER 2020 in den Minimalbetrieb, doch erst in der derzeitigen „Extremkälte“ (Bild) fällt auf, daß bei den Check-in-Schaltern nur einstellige Temperaturen herrschen: Der Ostwind fegt durch den unterirdischen Bahnhof und über die Treppen direkt ins Terminal 1 – trotz Milliarden-Baukosten. Daß damit kostengünstig Sars-Cov-2-Aerosole weggepustet werden, ist für Passagiere und Mitarbeiter nur ein kleiner Trost, denn für bauliche Änderungen ist künftig sicher kein Geld mehr da. Daß nicht nur Berliner E-Busse mit Minustemperaturen fremdeln, ist physikalisch bedingt. Aber die Diesel-Konkurrenz bis 2030 vollständig damit zu ersetzen, statt hingegen auf bewährte Straßenbahnen und O-Busse zu setzen, ist irrational. Und die von dem Heizkraftwerks­ausfall in Nürnberg betroffenen Wähler sollten ihren klimabewegten Landesvater fragen, wie geheizt wird, wenn bald gleichzeitig AKWs, Gas, Kohle und Öl verboten sind, aber Sonne und Wind nicht genug Strom liefern. Denn das PIK hat keine Florida-Winter versprochen. Und an die Stromspeicherung im Netz glaubt nur Annalena.