© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/21 / 26. Februar 2021

DVD: Die Frau im Fenster
Verliebt in ein Ideal
Werner Olles

Der alternde Professor Wanley (Edward G. Robinson), ein angesehener Kriminalpsychologe, lernt die schöne, junge Alice Reed (Joan Bennett) kennen und ist sofort von ihr fasziniert. Er begleitet sie nach Hause, doch die beiden werden von Alices Geliebtem, dem halbseidenen Millionär Mazard (Arthur Loft) überrascht. Der eifersüchtige Liebhaber versucht Wanley zu erwürgen, aber der kann ihn in Notwehr mit einer Schere erstechen.

Alice und Wanley wollen die Tat vertuschen, und der Professor versteckt die Leiche in einem Waldstück. Dabei hinterläßt er jedoch zahlreiche Spuren, und zu allem Überfluß werden Alice und Wanley von Mazards Leibwächter Heidt (Dan Duryea) erpreßt, der über den Mord Bescheid weiß. Sie beschließen, den Zeugen zu töten, doch der Plan mißlingt. Wanley nimmt daraufhin eine Überdosis Schlafmittel. Die Polizei hat Heidt inzwischen erschossen, da sie ihn für den Täter hält. Als Alice Wanley die gute Nachricht überbringen will, liegt dieser jedoch bereits im Sterben …

Fritz Langs Film noir „Die Frau im Fenster“ („The Woman in the Window“, USA 1944; dt. Alternativtitel „Gefährliche Begegnung“) basiert auf dem Roman „Once Off Guard“ von J. H. Wallis. Wie meistens in den Filmen der Schwarzen Serie ist auch hier die Frau in ihrer Gefährlichkeit portraitiert. Wie Hitchcocks „Spellbound“ ist auch dies ein an Psychoanalyse und Traumdeutung orientierter Film. Er beginnt damit, daß der Held versunken vor dem Ölbild einer schönen Frau steht. Die Begegnung mit dem „Original“ löst dann die eigentliche Handlung aus. Langs Demontage des amerikanischen Frauen-Ideals produziert erotische Obsessionen und Irritationen als Mord und Gewalt, wobei viele Kritiker Lang das Filmende, eigentlich eine ironische Schlußpointe, verübelten. Tatsächlich gibt erst das überraschende Ende dem psychologisch austarierten Film nochmals eine Wende.

DVD: Die Frau im Fenster. UCU.One 2021, Film Noir Edition Nr. 6, Laufzeit 95 Minuten