© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/21 / 26. Februar 2021

Umwelt
Dunkelrote Eigenheime
Jörg Fischer

Als Anton Hofreiter die gegenderte Klimasau „Einparteienhaus“ vor den Landtagswahlen schlachtete (JF 8/21) und forderte, „Flachbauten mit bezahlbaren Wohnungen aufzustocken“, war die gespielte Aufregung groß: Statt die Bürger „in DDR-Plattenbauten zu pferchen, müssen wir endlich mehr Menschen den Weg ins Eigenheim ebnen“, entgegnete der bayrische FDP-Chef Daniel Föst seinem grünen Landsmann. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel sah „sozialistischen Ungeist“ am Werke. Der thüringische CDU-Vorsitzende Christian Hirte behauptete, „von Privateigentum und den Träumen von Millionen von Familien hat die politische Linke noch nie etwas gehalten“. Das mag für die bunte „Generation Greta“ gelten, doch Einfamilienhäuser hat die SED-Führung sogar gefördert.

Die DDR-Eigenheimbaureihen waren schlicht und baueffi-zient standardisiert.

Natürlich hatte die realsozialistische Zentralverwaltungswirtschaft nie genug Baumaterial, Maschinen oder Werkzeuge. Um den Mangel auszugleichen, wurde ein Viertel Eigenleistung verlangt, aber der Bau gleichzeitig mit einem zinsgünstigen Kredit von 50.000 Mark gefördert – wohl eine Horrorvorstellung für die Leipziger CDU-Bundestagskandidatin Jessica Heller, die wie die Grünen vor „Zersiedlung“ warnt. Die DDR-Eigenheimbaureihen waren schlicht und baueffizient standardisiert, aber in der Regel haltbarer als die „Homes“ der US-„Deporables“ oder die teuren CO2-armen KfW-Effizienzhäuser. Über die Genex GmbH schöpfte das Regime sogar Devisen ab: Für 153.000 D-Mark konnten Westverwandte ihren „Ossis“ das 150-Quadratmeter-Modell FHE 108 mit Keller und Dachgeschoß schlüsselfertig bauen lassen. So wurden bis 1989 in der „Zone“ etwa eine Viertelmillion Einfamilienhäuser und doppelt so viele Wochenendbungalows (Datschen) neu errichtet. Nur die häßlichen WBS-70-Plattenbauten (JF 8/21) waren keine dunkelrote Klimaalternative, sondern energetisch regelrechte Umweltsäue.