Nun also doch nicht. Quasi in letzter Minute erklĂ€rte der frĂŒhere Brandenburger AfD-Landesvorsitzende und derzeit parteilose Andreas Kalbitz, sich nicht als Direktkandidat im Wahlkreis Wahlkreis 65 (Elbe-Elster â Oberspreewald-Lausitz II) aufstellen zu lassen (JF 6/21). Am Abend vor der Wahlversammlung am vergangenen Sonntag erklĂ€rte Kalbitz seinen RĂŒckzug damit, er habe damit âernsthafte Sanktionierungenâ gegen die VerbĂ€nde âbis hin zu deren Auflösungâ durch den Bundesvorstand abwenden wollen. Damit wĂ€re âaus machtpolitischen GrĂŒndenâ einer der erfolgreichsten LandesverbĂ€nde der AfD weiter destabilisiert worden. Ein gewichtiges Signal muĂ gewesen sein, daĂ der BeschluĂ des Bundesvorstandes zum Auftrittsverbot mit der Stimme von Co-Bundessprecher Tino Chrupalla gefallen war, der vor einem Jahr noch gegen die Annullierung der Mitgliedschaft von Kalbitz gestimmt hatte.
Auch innerhalb der brandenburgischen AfD sahen FunktionĂ€re ihren Landesverband durch eine Weigerung Kalbitzâ, sich vollstĂ€ndig politisch zurĂŒckzuziehen, gefĂ€hrdet. Innerhalb der Landtagsfraktion ist es ein offenes Geheimnis, daĂ der RĂŒckhalt fĂŒr den Ex-Vorsitzenden zunehmend schwindet. Kalbitz warf seinen Gegnern (âbeuteorientierte Hasardeureâ und âfĂŒnfte Kolonneâ des AfD-Bundessprechers Jörg Meuthen) vor, âdestruktivâ den âbisherigen StabilitĂ€ts- und Erfolgskursâ eines âder erfolgreichsten deutschen AfD-LandesverbĂ€nde mitten im Wahljahr zu unterminierenâ. Eine Antwort auf diese, dem eigenen Wirken zugeschriebene Erfolgsgeschichte, erhielt Kalbitz auf ungewöhnlichem Weg: mit einem gemeinsamen Gastbeitrag auf sezession.de, den unter anderem der Potsdamer Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt, der Parlamentarische GeschĂ€ftsfĂŒhrer Dennis Hohloch und der Bundestagsabgeordnete RenĂ© Springer verfaĂt haben. Darin heiĂt es, ursĂ€chlich âfĂŒr Ruhe und Einigkeitâ im Landesverband Brandenburg sei ânicht etwa ein interner Konsens, sondern der RĂŒckzug zahlreicher Mitglieder in die PassivitĂ€t, aus Angst zwischen dem âliberalen Lagerâ und dem âFlĂŒgelâ aufgerieben zu werdenâ. Das sei beklagenswertes Ergebnis eines jahrelangen destruktiven Prinzips âwer nicht fĂŒr mich ist, ist gegen michâ.
Am Sonntag wĂ€hlten die KreisverbĂ€nde schlieĂlich anstelle von Kalbitz mit Silvio Wolf jenen Mann, der als AfD-Kreisvorstand in Oberspreewald-Lausitz zuvor maĂgeblich hinter der Idee einer Kalbitz-Kandidatur stand. Wolf setzte sich in einer Stichwahl mit 31 zu 26 Stimmen gegen den AfD-Bundestagsabgeordneten Norbert KleinwĂ€chter, einen erklĂ€rten Kalbitz-Gegner, durch.