© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/21 / 05. März 2021

Katholizismus der Piusbrüder
Bischof Fellay stellt sich in einem Interviewband
Werner Olles

Der ehemalige Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X (FSSPX), Bischof Bernard Fellay, zählt zum „gemäßigten“ Flügel der „Pius-Brüder“. Im aktuellen Interviewbuch spricht er von seinem Engagement für das Priestertum, den wahren Glauben und für die Kirche. So entstand das Porträt eines Mannes, der sein Leben der Mission und dem dreifaltigen Gott gewidmet hat. Seine erstaunliche Offenheit auch bei komplexen Fragen und Themen wie dem Zweiten Vaticanum, dem Verhältnis zum Vatikan, den traditionalistischen Gemeinschaften und den Verwerfungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche bezeugt die Lebensweise eines Bischofs, der weiß, daß die Kirche der mystische Leib Christi ist.

In acht Kapiteln gibt Fellay freimütig Auskunft über die Katholizität, die Tradition und die Ursprünge der FSSPX, die Erzbischof Marcel Lefebrve vor einem halben Jahrhundert gründete, als er bemerkte, daß das Priestertum seit dem Zweiten Vaticanum mit starken Angriffen aus der Mitte der angeschlagenen Kirche und von außen zu tun hatte. Es schien so, als ob eine Parallelkirche an die Stelle der von Christus gegründeten wahren Kirche getreten sei, die ihr in der Liturgie, ihrem Herzstück, aber auch in den zahlreichen Lehrschreiben diametral entgegengesetzt war.

Die Versöhnung mit der Welt, ein neuer Humanismus, die von den Freimaurern erfundenen Menschenrechte, eine „universale Brüderlichkeit“ inklusive der Religionsfreiheit, die Tor und Tür öffnete für unwahre und falsche „Religionen“ wie den Mohammedanismus, das Neu-Heidentum bis hin zum Satanismus waren an die Stelle der von Gott selbst gestifteten Institution Kirche getreten. Demokratisierung, religiöser Relativismus, Entmythologisierung und Politische Korrektheit prägten zunehmend das Bild, während die wahre Kirche sich zurückzog, dann jedoch in den traditionalistischen Gemeinschaften ihre Wiederauferweckung fand.

Der Bischof sieht die FSSPX als „Mikrokosmos“ der Kirche, die bezeugt, „daß das religiöse Leben auch heute möglich ist, auch in einer Gesellschaft, die durch den Atheismus und Antiklerikalismus verwüstet ist. Mit der Hilfe Gottes kann der Mensch auch noch heutzutage den Herrn verherrlichen, seine Seele retten und für das Heil der Welt arbeiten.“

Mgr. Bernard Fellay: Aus Liebe zur Kirche. Gespräch mit Robert Landers. Patrimonium-Verlag, Mainz 2020, broschiert, 139 Seiten, 14,80 Euro