© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/21 / 05. März 2021

Frisch gepresst

Vorbürgerkrieg. In der Form an den staubtrockenen Protokollstil Turgenevs und Faulkners erinnernd, in der Sache den allen „Wünsch dir was“-Ballast abwerfenden, sich gegenwärtig erschreckend bestätigenden Lageanalysen verwandt, wie sie Robert Hepp oder Rolf Peter Sieferle während der „Wendezeit“ vorlegten, versucht nun der zu dieser Zeit geborene Publizist Konstantin Fechter, seinen Standort im Zeitstrom des „Vorbürgerkriegs“ zu beziehen. Diesen heute schon in den meisten orientalisierten und afrikanisierten Vielvölkerstaaten Westeuropas einschließlich der Bundesrepublik erreichten Zustand des „Kriegs ohne Pulver“ (Nietzsche), „eines in feindliche Gruppierungen auseinanderdriftenden Gemeinwesens“, beschreibt Fechter mit kühler Sachlichkeit. Dabei folgt er der goldenen Regel, daß erst „die radikale Infragestellung einer Ordnung ihr Innerstes offenbart“. Und damit den Spiritus rector seines Essays verratend, wenn er gleich eingangs herrisch dekretiert: „Wer den Kern von Staat und Gesellschaft erkennen möchte, muß von dessen Zerfall ausgehen. Den Ausnahmezustand zu denken bedeutet, vom Ende her zu denken.“ (wm)

Konstantin Fechter: Bürgerkrieg und Sündenbock. Eine Deutung. Verlag Antaios, Schnellroda 2020, gebunden, 96 Seiten, 8,50 Euro





DDR-Propaganda. Auf Mitglieder des „Nationalkomittees Freies Deutschland“ zurückgreifend, initiierte die DDR-Führung unter Walter Ulbricht mittels der 1958 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere“ (AeO) einen Propagandafeldzug gegen die zuvor gegründete Bundeswehr. Wie der Historiker und DDR-Spezialist Peter Joachim Lapp anhand vieler Dokumente aufzeigt, verschickten ehmalige Wehrmachtsoffiziere an ihre früheren Kameraden, die nun in der Bundeswehr dienten, bis zu 20.000 Exemplare ihrer Mitteilungsblätter. Darin wurde gegen die Einbindung der bundesdeutschen Armee in das Nato-Bündnis polemisiert, die jeden zukünftigen Weg zu einem geeinten Vaterland behindere. Zudem kamen Bundeswehr-Überläufer zu Wort, die über angeblich aggressive Offensivpläne der Bundeswehr klagten. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik nach 1972 drehte die DDR-Führung der auch ins Visier des MAD geratenen AeO aber schließlich den Saft ab. (bä)

Peter Joachim Lapp: Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere. DDR-Propaganda gegen die Bundeswehr. Helios Verlag, Aachen 2020, gebunden, 200 Seiten, 22,80 Euro