© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/21 / 05. März 2021

Haltungsnote
Eiserne „Correctness“
Zita Tipold

Die laute Empörung politisch-korrekter Studenten wäre an der „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher wohl einfach abgeprallt: Rund sieben Jahre nach ihrem Tod ist die britische Politikerin der Konservativen Partei nun ebenfalls „gecancelt“ worden. Angehörige der Universität Durham in England haben sie anläßlich des nahenden internationalen Frauentags am 8. März von einer Liste inspirierender Frauen gestrichen. „Angesichts der Auswirkungen von Thatchers Politik sowie ihrer ‘Homophobie’ war es ein Fehler, sie mit einzubeziehen“, begründeten die verantwortlichen Studenten der Hochschulgruppe „Art Society“ ihre Entscheidung. „Wir können uns nur bei jedem entschuldigen, der sich dadurch beleidigt oder angegriffen gefühlt hat“, heißt es weiter. Das Absurde daran: Die für ihre unermüdliche Entschlossenheit bekannte Thatcher war nicht nur die erste weibliche Premierministerin des Vereinigten Königreichs; die 1832 gegründete Universität Durham rühmt sich auch, für das Recht auf freie Meinungsäußerung zu stehen. Unter den Vorzeige-Damen im Sinne der „Art Society“ verbleiben derzeit unter anderem die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks sowie die Initiatorin der „Fridays for Future“-Bewegung, Greta Thunberg.