© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

Ungarns Regierungspartei Fidesz verläßt EVP
Das Salz in der Suppe
Jan Mainka

Angesichts der offenen Feindseligkeit, die dem Fidesz innerhalb der EVP entgegenschlägt, aber auch mit Blick auf die Feigheit durchaus noch vorhandener Sympathisanten, ist es beachtlich, wieviel Zeit sich die ungarische Regierungspartei mit ihrem endgültigen Abschied ließ.Mit dem Fidesz geht nicht nur das drittgrößte EVP-Mitglied, sondern der entschiedenste Vertreter konservativer Werte, für deren Verkörperung die EVP ja einst gegründet wurde. Der Fidesz ist das Salz in der immer faderen linksliberalen EVP-Suppe.

Möglicherweise war der lange Abschied der Hoffnung geschuldet, der EVP für den immer unwahrscheinlicheren Fall hilfreich zur Seite zu stehen, sollte sie eines Tages entscheiden, mit der selbstzerstörerischen Anbiederung an Linke und Grüne aufzuhören, um wieder eine selbstbewußte konservative Partei zu werden. Der Fidesz und andere konservativ gebliebene EVP-Mitstreiter könnten dann nicht nur für entsprechende Impulse, sondern auch Glaubwürdigkeit sorgen. Doch statt sich weiter mit den derzeit von sich und ihrer linksliberalen Mission voll überzeugten EVPlern zermürbende Rückzugsgefechte zu liefern, kann Orbán nun wieder gestalten. Er kann Bündnisse schmieden und Akzente setzen. Zugunsten konservativer Werte und zugunsten Europas.






Jan Mainka ist Chefredakteur und Herausgeber der „Budapester Zeitung“.