© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

CD-Kritik: Nino de Angelo – Gesegnet & verflucht
Aus dem Leben
Thorsten Thaler

Wieviel Drama paßt in ein Leben? Nino de Angelo weiß davon ein Lied zu singen. Ein Überhit im Alter von zwanzig Jahren („Jenseits von Eden“), danach überwiegend nur noch Flops, zwei schwere Krebserkrankungen, außerdem Kokainsucht, Spielschulden, Privatinsolvenz, vier Scheidungen, eine Herz-Operation (drei Bypässe), und aktuell eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, die nicht heilbar ist.Wer jetzt noch von seinen Wehwehchen spricht, dem mögen die Stimmbänder verätzen.

Nino de Angelo, heute 57, in Karlsruhe geborener Sänger italienischer Abstammung, indes weigert sich standhaft, einfach aufzugeben. Sein jetzt veröffentlichtes neues Album, „Gesegnet & verflucht“, ist eine Art musikalische Biographie. „Du suchst nach der passenden Medizin und landest bei Whiskey und Kokain“, singt er in dem Stück „Equilibrium“. Und in dem Eröffnungstitel heißt es im Refrain: „Mein Herz darf nicht wissen, wenn’s vorbei ist, lüg mir ins Gesicht“. Von den insgesamt zwölf Liedern mögen zehn durchwachsen sein. Doch dann gibt es da diesen einen Übersong, textlich wie musikalisch: „Die Zeit heilt keine Wunden/ Was geschehen ist, ist geschehen/ Aus Wunden werden Narben/ Du wirst sie immer sehen/ Die Last auf meinen Schultern/ Und die Angst in meinem Blick/ Und alles, was ich fühle/ Ist das Gegenteil von Glück/ Ich will nur mein Leben, mein Leben zurück“.

Nino de Angelo Gesegnet & verflucht Ariola Local (Sony Music), 2021  http://www.nino-de-angelo.de/