© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/21 / 12. März 2021

Angekommen auf dem langen Marsch Richtung „Totalumbau“
Auslöschung des Bestehenden
(dg)

Bündig formulierte Odo Marquard das gegen die „Systemveränderer“ von 1968 zielende neokonservative Credo: „Das Leben ist schlicht zu kurz für Totalrevisionen.“ Auf diese Gewißheit, daß der Status quo moderner Industriegesellschaften viel zu komplex sei, um ihren von „fahrlässig aufs Ganze“ zugreifenden Ideologen  geforderten „Totalumbau“ zu erlauben, habe der westdeutsche „Gärtner-Konservatismus“ (Arnim Mohler) allzu lange vertraut. Um zu erfahren, wie der Publizist Michael Esders in seinem Essay über den „Konservatismus im Zeitalter der digitalen Sozialtechnologie“ (Tumult, 1/2021) argumentiert, daß mit „allen poststrukturalistischen Wassern gewaschene Linke über Marathonqualitäten“ verfügten. Die brachten sie nach langem Marsch an die Hebel der Macht, wo sie die Zersetzung der den Status quo verwaltenden Institutionen auf Dauer stellten. Bildungssektor, Kulturszene, Behörden, Medien und nicht zuletzt die Sprache dienen daher heute ihrer mit administrativer Gründlichkeit forcierten „Dekonstruktion lebensweltlicher Üblichkeiten“. Diese 1968 erträumte, nun in Allianz mit den „globalistischen Sozialingenieuren des ‘Great Reset’“ realisierte „Totalrevision“, die „Auslöschung des Bestehenden“, laufe auf ein digitales Kontrollregime nach chinesischem Muster zu. 


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