© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Meldungen

Ex-Staatsballett-Chef fordert Diversitätsquote

HAMBURG. Der frühere Direktor des Staatsballets Berlin, Johannes Öhman, hat sich dafür ausgesprochen, Klassiker wie den „Nußknacker“ von Tschaikowski nicht mehr in seiner jetzigen Form aufzuführen. Die bisherige Art und Weise, wie solche Stücke präsentiert würden, sei ein „Desaster“, sagte Öhman vorigen Donnerstag der Zeit. „Ein ‘Nußknacker’, bei dem der chinesische Tanz als Parodie aufgeführt wird oder bei dem es Blackfacing gibt, weiße Menschen sich die Gesichter schwarz bemalen. Auch ‘La fille mal gardée’, da wird ein kognitiv beeinträchtigter Mensch auf einem Marktplatz gequält, untermalt von lustiger Musik.“ Die meisten Ballettdirektoren ordneten solche Stücke gar nicht richtig ein, klagte Öhman. Der 53 Jahre alte Schwede war im Januar 2020 als Direktor des Staatsballetts zurückgetreten. Ende vergangenen Jahres wurden dann Rassismusvorwürfe gegen seinen früheren Arbeitgeber laut. So hatte sich die dunkelhäutige Ballerina Chloé Lopes Gomes unter anderem darüber beklagt, sie habe sich am Staatsballett in Berlin für eine Schwanensee-Aufführung weiß schminken müssen. Die kommissarische Intendantin des Staatsballetts, Christiane Theobald, kündigte daraufhin Anti-Rassismusschulungen für alle Mitarbeiter an. Gleichzeitig versprach das Staatsballett, künftig die „künstlerische Strahlkraft der Diversität“ abzubilden und sich von „überholten Aufführungsweisen“ zu trennen. Auf die Vorwürfe von Lopes Gomes von der Zeit nun angesprochen, bestätigte Öhman den Vorfall und erläuterte, er habe sich damals hinter die Tänzerin gestellt und mit den Ballettmeistern gesprochen. Er habe deutlich gemacht, daß er Rassismus nicht dulde. „Ich habe jedes Blackfacing untersagt. Und auch, daß sich die Tänzer weiß anmalen müssen, um gleich auszusehen“, betonte er. Solche Verbote seien richtig. Laut Öhman müsse Ballett künftig diverser und vielfältiger werden. „Theater und Opern werden mit Steuergeldern finanziert. Daher sollten Politiker Richtlinien schaffen, nach denen ein Teil des Geldes für eine repräsentative Diversität eingesetzt wird.“ Er sei deshalb für eine Quote. (krk)





Stasi-Gedenkstätte öffnet Ausstellungen

BERLIN. Die Ausstellungen in der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen können seit dieser Woche wieder nach vorheriger Anmeldung für ein einstündfiges Zeitfenster zwischen 9 und 18 Uhr besucht werden. Mittelpunkt der Sonderschau „Stasi in Berlin – Überwachung und Repression in Ost und West“ ist eine 170 Quadratmeter große begehbare Luftaufnahme Berlins. Sie dokumentiert, wo die Stasi geheime Dienstobjekte, Stützpunkte und „konspirative Wohnungen“ unterhielt. Führungen durch die ehemalige Untersuchungshaftanstalt können noch nicht stattfinden. (JF)

 www.stiftung-hsh.de