© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/21 / 19. März 2021

Die Ikone der Golduhren tickt weiter
Statussymbol in mehreren Subkulturen: Die Rolex Day-Date feiert 65. Geburtstag
Gil Barkei

Papst Johannes Paul II. besaĂź eine, Derrick-Schauspieler Horst Tappert ebenfalls. Investorenlegende Warren Buffett sowie Schauspieler Eddie Murphy tragen sie hin und wieder, und selbst der sonst fĂĽr seine Bescheidenheit gefeierte Dalai Lama soll eine sein Eigen nennen. Dieses Jahr feiert die Rolex Day-Date 65. Geburtstag, doch von Rente kann keine Rede sein. Vielmehr erlebt die Golduhr-Ikone schlechthin einen zweiten FrĂĽhling. 

Bei Comedian Felix Lobrecht blitzt sie während Interviews und BĂĽhnenshows am Arm. Youtuber MontanaBlack klimpert mit ihr in seinen Gaming-Streams herum. Die Mitglieder der Deutschrap-Kombo 187 StraĂźenbande feiern das Modell in ihren Videos. Und der kanadische Musiker Drake setzt seine Sonderanfertigung mit Diamanten fĂĽr ĂĽber 200.000 Dollar auf Instagram in Szene; genau wie MMA-Kämpfer Conor McGregor. 

Sowieso scheint kaum ein HipHopper oder Influencer ohne den Schweizer Zeitanzeiger auszukommen, warum es auf Youtube zahlreiche Videos zu Kaufempfehlungen, Vintage-Restaurierungen und Erfahrungsberichten gibt. Der Werbeslogan „die Armbanduhr par excellence für einflußreiche Persönlichkeiten“ gewinnt so tatsächlich an beeinflussender Wahrheit.

Der Bling-Bling-Hype hat allerdings seinen Preis: Das kleinere 36-Millimeter-Modell in Gelbgold gibt es ab 31.000 Euro, die 40-Millimeter-Version ab 34.100. Dabei zeigt ein Online-Juwelier in einem Video, daß der reine Goldwert lediglich bei ca. 8.500 Euro liegt (Stand Goldpreis Ende Februar). Einst als protzige „Zahnarztuhr“ zwischen Tennis- und Golfspiel oder als peinliche „Zuhälteruhr“ verschrien, konnte die Day-Date anscheinend ihren Ruf als Aushängeschild, „es geschafft zu haben“, in einigen illustren Kreisen bewahren.

Präsidentenuhr „Swiss Made“

Sie selbst schaffte es bei ihrer Vorstellung 1956 als erste Armbanduhr mit den Merkmalen Selbstaufzug, Wasserdichtheit und Chronometer, das Datum sowie den ausgeschriebenen Wochentag anzuzeigen. Ihren Spitznamen „Rolex President“ verdankt sie dabei ihrem markanten dreigliedrigem „President-Band“ aus 18-Karat-Gold (oder Platin) und dem Umstand, daĂź US-Präsident Lyndon B. Johnson eine Day-Date öffentlichkeitswirksam trug. 

John F. Kennedy soll sein Exemplar der Legende nach dagegen von seiner vermeintlichen Affäre Marilyn Monroe samt einer persönlichen Gravur geschenkt bekommen und deshalb nie öffentlich getragen haben. Bei einer Auktion 2005 erzielte die JFK-Uhr mit der rückseitigen Inschrift „Jack / With love as always / Marilyn / May 29th 1962“ stolze 120.000 Dollar. Und auch Ex-US-Präsident Donald Trump nutzte während seiner Amtszeit gerne eine Day-Date.

Doch nicht nur die FĂĽhrer der kapitalistischen Welt schworen auf das auffällige Accessoire mit dem Krönchen-Logo, selbst die Garanten 

des Kommunismus setzten auf glitzernde Handwerkskunst „Swiss Made“. Unvergessen Fidel Castros Auftritt im Moskauer Kreml mit gleich zwei Rolex am Handgelenk – eine davon eine Day-Date. 

Zigarre rauchend und ein Marx-Porträt im Hintergrund, entbehren die Aufnahmen nicht einer gewissen Komik. Doch auch Castros Kampfgefährte Che Guevara genoß – aus Provokation oder aus persönlichem Stilempfinden – die Statussymbole des Westens und muß seitdem für diverse Doppelmoral-Memes herhalten.