© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/21 / 26. März 2021

Massive Israel-Kritik erleichtert Solidarität mit Palästina
Kollektives Mehrwegsgedächtnis
(dg)

Deutschland hat gegenwärtig ein dramatisches Antisemitismus-Problem“, befindet die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (Merkur, 1/2021). Dieses „Problem“ bringt die Anglistin und Pastorentochter aber allenfalls beiläufig („darf nicht heruntergespielt werden“) in Zusammenhang mit dem als „Zuwanderung“ getarnten, gerade von ihr emphatisch begrüßten und begehrten Import Hundertausender Muslime, die aus judenfeindlichen vorderasiatischen Milieus stammen, sondern mit „rechtsextremen Angriffen auf jüdisches Leben in Deutschland“. In einer an Luise Rinser erinnernden „Alles-aber-auch-wirklich-alles-Durcheinanderverbringung“ (Eckhard Henscheid) leitet Assmann aus daraus resultierenden polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen die Forderung nach „Solidarität mit Palästina“ ab, die „Teil der deutschen Staatsräson“ werden müsse. Denn „das palästinensische Trauma der Vertreibung“ sei schließlich durch den „von Deutschland ausgehenden Holocaust mit verursacht“ worden. Damit dieses Solidaritätsgefühl im neuen kollektiven „Mehrwegsgedächtnis“ der Deutschen keimen und wachsen könne, dürfe man die Loyalität für Israel nicht bis zur Verabsolutierung übertreiben. Daher sollte Kritik an der israelischen Regierungspolitik wie sie etwa der afrikanische Historiker Achille Mbembe übe, nicht länger als eine Form von Antisemitismus sowie als Angriff auf die Existenz des jüdischen Staates und der jüdischen Nation sanktioniert werden. Derart massive Israel-Kritik liege vielmehr im Interesse der „israelischen Demokratie, die grundsätzlich offen sein sollte für Diskussion“. 


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