© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/21 / 26. März 2021

Historiker fordern, Lockdown der Archive zu lockern
Wir wollen hier rein!
(bg)

Formlos, fristlos und nutzlos dürfte der „Offene Brief“ sein, den die Vorsitzende des Historikerverbandes, die Mediävistin Eva Schlotheuber (Düsseldorf) und ihr Stellvertreter, der Zeithistoriker Frank Bösch (Potsdam), jetzt an Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und Kulturstaatsministerin Monika Grütters gerichtet haben. Reichlich spät macht die Verbandsspitze darauf aufmerksam, daß die Corona-Pandemie historische Forschung seit einem Jahr erheblich behindert. Kurioserweise haben Schlotheuber und Bösch dabei nicht die Staats- und Universitätsbibliotheken im Auge, die, wie etwa die Berliner Staatsbibliothek, gezwungen sind, den Zugang zu ihren Lesesälen zu verwehren, sondern die massiv eingeschränkte Öffnung staatlicher Archive. Die treffe vor allem Doktoranden und wirke sich auf deren „wissenschaftliche Lebensläufe nachhaltig negativ aus“. Um „archivgestützte Forschung“ in den Geistes- und Sozialwissenschaften wieder zu ermöglichen, sollten Karliczek und Grütters hier endlich auf Öffnung dringen. Ähnlich unrealistisch wird erwartet, die Lage könnte sich entspannen, indem das „Gedächtnis der Nation“ verstärkt in Form digitalisierter Akten zugänglich wird. Da dies aktuell bei nur einem Prozent der Bestände der Fall ist, dürfte das wohl erst bei einer Pandemie im Jahr 2070 helfen. 


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