© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/21 / 26. März 2021

Konjunktur der Denkmalsstürze und linker Ideologiewandel
Rasse statt Klasse
(dg)

Im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung sind zuletzt in den USA und Großbritannien vermehrt Denkmäler historischer Persönlichkeiten vom Sockel gestürzt, enthauptet oder auf den Kopf gestellt worden. Dabei, so zieht der Historiker Peter Brandt (Fernuniversität Hagen) die Bilanz für die erste Welle des Bildersturms, handele es sich „vorrangig um Personen, die mit der Ausrottung, Unterdrückung und Versklavung nichtweißer Ethnien belastet sind“ (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 3/2021). Hierzulande konzentrierte sich die „Entsorgung von Geschichte“ bisher auf die Umbenennung von Straßen. Doch nach angelsächsischem Vorbild geraten immer mehr mit Denkmälern „geehrte Vorväter“ in den Verdacht, „den Kriterien des Abstands zu Nationalsozialismus, Faschismus, Militarismus, Rassismus und Antisemitismus nicht zu genügen“. Selbst bisher fast uneingeschränkt akzeptierte positive Bezugnahmen, so auf Martin Luther oder Otto von Bismarck, würden in Frage gestellt. Die Konjunktur solcher Attacken falle in eine historische Phase, in der ein beträchtlicher Teil des linken Spektrums, zur Freude des Großkapitals, sich nicht mehr für die soziale Frage interessiere, sondern, nach der Devise Rasse statt Klasse, sich eine gerechtere und glücklichere Gesellschaft von der Betonung von Gruppenidentitäten ethnischer und sexueller Art erhoffe. 


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