© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/21 / 26. März 2021

Haltungsnote
„Verstörender“ Haß
Gil Barkei

Angefeuert von Twitter-Blockwarten und selbsternannten Sprachpolizist*innen zieht seit Monaten ein Empörungssturm über der „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling hinweg, weil sie mit ihrem Hinweis, Geschlechter seien biologisch festgelegt, angeblich transsexuelle Personen beleidigt hätte (JF 5/21). Nun bekommt die Schriftstellerin Rückendeckung von Ralph Fiennes, der in den Verfilmungen der Zauberlehrlingsabenteuer den Bösewicht Lord Voldemort spielte. Im Interview mit dem britischen Telegraph zeigt der Schauspieler zwar Verständnis für die Debatte, verurteilt aber den Stil der Rowling-Kritiker. „Ich finde diese Zeit der Vorwürfe und das Bedürfnis, jemanden zu verdammen, irrational.“ Die „Gewalttätigkeit der Sprache, die sich an andere richtet“ und das „Ausmaß des Hasses, mit dem sich Leute äußern zu Ansichten, die sich von ihren eigenen unterscheiden“, empfindet der 58jährige als „verstörend“. Generell warnt Fiennes vor einer oberflächlichen Beurteilung von Kunst. „Sachen abzustempeln“ – wie etwa ein Theaterstück aus der Restaurationszeit als „kolonialistisch, hierarchisch, quasi rassistisch“ zu bezeichnen, sei „eine Gefahr“. Man brauche freie Stimmen, „die das Risiko eingehen, anstößig zu sein“.