© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Morgenstund der Woche
Wachet auf, ruft uns die Stimme
Christian Vollradt

Die Zeit für Plenarsitzungen im Bundestag ist knapp. In der Regel müssen alle Debatten zwischen Mittwoch mittag und Freitag nachmittag stattfinden. Nicht selten tagen die Volksvertreter daher donnerstags bis spät nachts. Die AfD konnte sich mit ihrem Vorschlag, mehr Sitzungstage einzuführen oder am Mittwoch früher zu beginnen, nicht durchsetzen. Ein weiteres Mittel gegen den Schlafentzug: die fraktionsübergreifende Einigung, die Reden zu Protokoll zu geben und die Sitzung zu schließen.Um sich für mancherlei Benachteiligungen zu revanchieren, macht da die die größte Oppositionsfraktion wiederum nicht mit und läßt ihre Abgeordneten reden – zwingt so aus Prinzip auch die anderen zur Präsenz.  So weit, so parlamentarisch korrekt.Peinlich allerdings wird es, wenn ausgerechnet dann ein Redner der AfD zwar auf der Tagesordnung steht, jedoch nicht im Plenarsaal sitzt und auch nicht schnell aus seinem Büro herbeieilen kann. So wie am frühen Freitag morgen um Viertel vor eins der Abgeordnete Hansjörg Müller (AfD) bei der Aussprache zum Gesetzentwurf über die Regelung des Schutzes der Privatsphäre in der Telekommunikation. Müllers Rede wurde dann doch kurzfristig zu Protokoll gegeben. Sehr zur Freude des politischen Gegners. Reinhard Houben (FDP) ließ es sich nicht nehmen darauf hinzuweisen, daß „der Kollege Müller seinen Termin anscheinend verschlafen“ habe.