© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Grüße aus Bozen
Den Schalter umlegen
Paul Decarli

Täglich flackern neue Inzidenzwerte, Intensivpatienten-Raten oder sonstige Zahlen im Zusammenhang mit Corona über die Bildschirme. Diese bilden einen großen Durchschnitt der Bevölkerung ab, doch das Schicksal des Einzelnen geht zwangsläufig unter. Dies bezieht sich nicht nur auf gesundheitliche Belange, sondern ebenso auf wirtschaftliche, wie die Geschichte von Markus H. zeigt. 2019 hatte er ein kleines, aber feines Restaurant im Wintersportort St. Ulrich in Gröden eröffnet. Für seinen Traum, die Gäste mit einer modernen einheimischen Küche zu verwöhnen, nahm er nicht nur viel Geld in die Hand, sondern noch mehr Lebensenergie. 

Zu Beginn lief alles wie am Schnürchen, doch dann brach Corona über die Welt herein und sein Businessplan geriet ins Wanken. Im März 2020 mußte der Jungunternehmer seine Lokaltüren das erste Mal schließen und trotz zwischenzeitlicher Öffnung beklagt er bis dato 120 behördliche Sperrtage. Und mit jedem davon wurde nicht nur die Sorge ums Geld größer, sondern auch die Lebensfreude geringer. Das Schicksal von Markus H. ist beispielhaft für Südtirol. Denn einer der dortigen Hauptsektoren der Wirtschaft ist die Gastronomie. 

 Südtirol könnte sein Image als hochwertige Tourismusregion verlieren.

Generell ist das ökonomische Dasein in der Alpenprovinz von Klein- und Familienbetrieben geprägt. Um zumindest das finanzielle Leid der krisengebeutelten Einwohner zu lindern, hat die Südtiroler Landesregierung Anfang März ein „Hilfspaket“ im Umfang von rund 500 Millionen Euro erlassen. Doch die Geldspritze löst nicht bei jedem Jubelrufe und Luftsprünge aus. 

Der Freiheitliche Parteiobmann Andreas Leiter Reber bringt es auf den Punkt: „Für sehr viele Südtiroler Betriebe kommt das Hilfspaket bereits zu spät. Wenn jetzt auch noch erst im April und Mai um Hilfsgelder für die Wintermonate angesucht werden kann und die Gelder frühestens im Juni bei den Menschen ankommen, dann werden noch weitere Betriebe vor dem Aus stehen.“ 

Sollten es tatsächlich dazu kommen, würden damit noch mehr kapillare Versorgungsstrukturen zerstört und die Abwanderung aus dem ländlichen Raum beschleunigt. In letzter Konsequenz könnte Südtirol dadurch sogar sein traditionelles Image als hochwertige Tourismusregion verlieren. Leiter Reber fordert deshalb, was sich viele Südtiroler wünschen: „Es ist höchste Zeit, den Schalter auf Normalbetrieb umzulegen und die Betriebe arbeiten zu lassen.“