© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

CD-Kritik: Beethoven, gespielt von Anna Adamik
Hausmusik
Jens Knorr

Während des ersten Lockdowns befaßte sich die ungarische Pianistin Anna Adamik mit Beethovens „Zwölf Variationen A-Dur über den Russischen Tanz aus dem Ballett ‘Das Waldmädchen’ von Paul Wranitzky“ und den Sonaten Nr. 17 d-Moll, op. 31/2, „Der Sturm“ und Nr. 31 As-Dur, op. 110. In der Abfolge der Kompositionen aus den Jahren 1796, 1801/02 und 1821 will die Dozentin am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch Beethovens musikalische Entwicklung und – insonderheit der Sonate Nr. 31 – den Ausweg aus schwerer Krankheit „durch die Kraft des Geistes“ aufzeigen.

In Beethovens Kompositionen durchdringen sich Privates und Gesellschaftliches bis in die kleinste Wendung, eins ist ohne das andere nicht gültig zu haben. Adamik schließt ihre Lebenssituation mit der des Komponisten kurz und die existentielle Unbehaustheit der Sonaten in die Häuslichkeit der Interpretin ein. Das kommt den Variationen entgegen, die Adamiks pädagogisches Spiel transparent und nachvollziehbar machen. Der „Sturm“-Sonate nimmt sie den Experimentalcharakter, den Sforzati die Schärfe, den Crescendi die Energie. Doch die Fuge der As-Dur-Sonate weiß sie zu ordnen und sodann ermattete Klage nach und nach in Belebung zu wandeln.

Die Kompositionen, die Adamik in Quarantäne genommen hat, klingen unter ihren Händen kaum ansteckend.

Beethoven Klavierwerke Bella Musica/Antes Edition 2021  www.bella-musica.de