© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Prepper – weder Apokalyptiker noch Umstürzler
Männliche Krisenvorsorge
(ob)

Als das Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Freiburg noch schlicht eines für „Volkskunde“ war, erforschte man dort alemannische Märchen, den Rottweiler Narrensprung oder Hausformen im Schwarzwald. Heute richtet sich das Interesse auf biodeutsche Alltagsexotik in der „Mitte der Gesellschaft“. So wandte sich der Institutsmitarbeiter Florian Genner im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Zukunft leben oder überleben?“ einem aus den USA kommenden Trend zu: dem „Preppen“, abgeleitet von „to prepare“ (vorsorgen). Prepper sind vorwiegend Männer, die Vorkehrungen gegen Krisen aller Art treffen, Blackouts, Industrieunfälle, Naturkatstrophen. Für Genner besteht die deutsche Prepper-Szene weder aus „paranoiden Weltuntergangsfanatikern“ noch, wie es der Verfassungsschutz seit 2017 auf dürftigster Faktenbasis penetrant behauptet, aus gefährlichen Umstürzlern, die sich für den „Tag X“ rüsten und ein „rechtsextremes Netzwerk“ knüpfen. Vielmehr sei Preppen ein aus Abstiegsängsten des Kleinbürgertums genährtes Phänomen (Aus Politik und Zeitgeschichte, 10–11/2021). Diese typisch männlichen, auf den Schutz der Familie gerichteten Vorsorge-Instinkte entsprängen konservativen Wertvorstellungen, deren gesellschaftliche Verankerung unter linksgrünen Vorzeichen zunehmend erodiere. 


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