© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Umwelt
Tröpfchen in Valencia
Silke Baumann

Mit Sars-Cov-2 können sich auch Katzen oder Nerze infizieren. Für Pferde scheint dies keine Gefahr zu sein. Doch die müssen sich vor einem tückischen Verwandten fürchten, der ebenfalls durch Tröpfchen übertragen wird: dem Equinen Herpesvirus (EHV-1). Am 28. Januar begann das fünfwöchige Reitturnier CES im spanischen Valencia. Doch Ende der vierten Woche werden die Prüfungen abgesagt – nicht wegen Reitern mit Covid-19, sondern wegen erkrankter Pferde. Viele Tiere werden noch vor Ort getestet, doch manche Reiter sind schon abgereist, ohne etwas von der Seuche nur zu erahnen, andere tun dies jetzt übereilt. Vier EHV-Typen sind bekannt. EHV-1 führt zu Schnupfen, Fieber motorischen Ausfällen bis hin zur Lähmung durch das Absterben von Nerven. Infizieren sich trächtige Stuten, kommen deren Fohlen tot oder sterbend zur Welt. Die enorme Ansteckung entsteht dadurch, daß infizierte Tiere verstärkt Ausschnauben und so die Erreger im gesamten Stall verteilen.

Bei einer EHV-1-Infektion raten Tierärzte zur sofortigen Quarantäne des Pferdestalls.

Die Inkubationszeit beträgt zwei Wochen. Bei einer Infektion raten Tierärzte zur sofortigen Quarantäne des gesamten Stalls. EHV-1-Infektionen sind in Deutschland noch nicht anzeige- oder meldepflichtig. Einen wirksamen Impfstoff gibt es nicht. Ebensowenig gibt es genaue Informationen, ob die Seuche anderen Ortes massiv ausgebrochen ist. In neun europäischen Ländern wurde der Virus inzwischen nachgewiesen. Die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) meldet, daß aktuell vor allem Turnierställe derjenigen Reiter betroffen sind, die in Valencia waren. Völlig verantwortungslos war, nachdem der EHV-1-Ausbruch bekannt geworden war, das Springturnier in Doha (Katar) vom 4. bis 6. März durchzuführen. Aber wen wundert es noch? Es ist die erste von 14 Etappen der Global Champions Tour, bei der den Top-Reitern Millionen-Preisgelder winken.