© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Leserbriefe

Zu: „Asozial distanzlos“ von Dietmar Mehrens, JF 13/21

Nur Duzen ist billiger

Schon vor etwa zehn Jahren war ich unangenehm berührt, als ich beim Verlassen eines Ikea-Möbelhauses in großformatigen Lettern mit „Danke für Deinen Einkauf“ verabschiedet wurde. An einem am Ausgang plazierten Terminal, wo man Lob und Kritik loswerden konnte, äußerte ich mein Mißfallen mit der Frage, wann und wo ich mich mit dem Ikea-Konzern auf das vertrauliche Du geeinigt hätte, obwohl mir als Kunde, der bekanntermaßen König ist, ein „Sie“ zustehen sollte. Auf die Antwort, deren Zusendung mir kurzfristig zugesichert wurde, warte ich noch heute. 

Die allgemeine Duzeritis ist nicht nur eine dekadente Modeerscheinung, sondern auch alltäglicher Ausdruck eines grassierenden linken Egalitarismus. Nicht von ungefähr ist die Duzerei bei den SPD-Genossen uralte Tradition. Während seit einiger Zeit für alles und jeden penetrant „Respekt!“ eingefordert wird, so als wäre dies ein universelles Menschenrecht, das jedem bedingungslos zu gewähren sei, wird von den Vertretern des gleichen Milieus auf das respektvolle „Sie“ in der Anrede verzichtet. 

Dabei sind Höflichkeit und anständiges Benehmen Voraussetzungen für einen respektvollen Umgang. Es ist jedem selbst überlassen, bei diesem Modetrend, welcher zugleich Ausdruck einer im Niedergang befindlichen Gesellschaft ist, mitzumachen oder sich davon zu emanzipieren. Wie sagte einst der Schriftsteller Jean Raspail? „Nichts ist stärker als eine Haltung.“

Matthias Schneider, Speyer




In Tschechien noch ordentlich

Der Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Als ich mich vor Wochen bei Rewe beschwert habe, daß ich in der Werbung und auch während des Einkaufens in Schrift und Ton permanent geduzt werde und mir das nicht gefällt – nicht nur bei Rewe – wurde mir geantwortet, die Mehrzahl der Kunden fände das laut einer Umfrage gut. 

Diese infantile Duzkultur erlebt man beinahe in jeder Werbung, in jedem Discounter oder Supermarkt, bei der Bahn und nach fast jedem Einloggen im Internet bei fast allen Anbietern, von der Apotheke über den E-Mail- oder den Handytarif-Anbieter bis hin zu Versandhäusern. Fast überall werde ich mit Du und mit Albrecht angequatscht. Als ich mich bei Congstar mal darüber beschwert habe, daß sie mich mit dem Vornamen und mit Du anreden und dann die Höflichkeitsform nicht einmal groß schreiben (Schulbildung!), haben die nicht einmal begriffen, was ich eigentlich meine ... 

In derselben Liga spielen auch das Hallo und Tschüß statt Guten Tag und Auf Wiedersehen. Hallo und Tschüß sollte nahestehenden, vertrauten Personen vorbehalten sein – zu denen mir fremde Kassiererinnen, Ärzte in Praxen, Verkäuferinnen, Polizisten, Busfahrer etc. und andere wildfremde Menschen nicht gehören. Ich finde es immer schön, wenn ich in Tschechien bin und man dort noch ordentlich Guten Tag und Auf Wiedersehen sagt. 

Ich denke, hier treffen ein gesellschaftliches, ein kulturelles und ein ideologisch-zeitgeistiges Problem aufeinander.

Albrecht Krenbauer, Langenwetzendorf






Zu: „Rasse statt Klasse“, JF 13/21

Der Nischel in Chemnitz muß weg

Denkmal und Bildersturm ist beileibe nicht neu, jedoch erschließt sich mir nicht, warum zum Beispiel in einer Stadt wie Chemnitz, die Kulturhauptstadt werden soll, im Zentrum immer noch das monumentale Denkmal eines Rassisten und ausgesprochenen Antisemiten steht. Karl Marx, Ikone der Linken, war ein übler Rassist und Antisemit. Passagen von Marx über Juden lesen sich wie Texte von hitlergetreuen Nazis, etwa in seinem Brief an Engels über den Juden Ferdinand Lassalle: „Es ist mir jetzt völlig klar, daß er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen … Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft.“ Bevor Chemnitz zur Kulturhauptstadt wird, muß es sich dieses Rassisten-Denkmals entledigen. Wenn schon Bekämpfung des Rassismus, dann richtig und vollständig. Da darf man nicht nur nach einer Seite schauen, denn auch der Linksfaschismus ist menschenverachtend!

Günter Johannsen, Feldkirchen






Zu: „Diverse Warnschüsse“ von Dieter Stein, JF 12/21

Einst Hoffnungsträger

Im Leitartikel wird Jens Spahn als „Shooting-Star der CDU“ bezeichnet. Wie wahr, wenn man die wortwörtliche Bedeutung des englischen Ausdrucks (Synonym: falling star) zugrunde legt: Dann wird er (spätestens nach der Bundestagswahl im September), einem Meteoriten gleich, der beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht und so einen Meteor (Sternschnuppe) erzeugt, von der politischen Bildfläche verschwunden sein. Leider benutzen viele Deutsche die Bezeichnung „shooting star“, um genau das auszudrücken, was im englischen Sprachraum ein „rising star“, ein aufgehender Stern ist. So ein falsch verstandenes und damit falsch benutztes englisches Wort tritt leider immer häufiger auf. Für solch überflüssige Anglizismen gibt es viele gute deutsche Alternativen.

Horst Elsner, Marktredwitz






Zu: „Was dieses Land plagt“ von Björn Harms, JF 12/21

Bumerangeffekt befürchtet

In der Tat werden in den zahllosen Antirassismus-Modellen Deutsche zunehmend generell unter Rassismusverdacht gestellt. Es erschließt sich mir nicht, was in den Köpfen der Aktivisten vor sich geht, wenn sie uns vorwurfsvoll als privilegiert bezeichnen. Jedes Volk hat seine Verfassung, die ihm Rechte zugesteht und Pflichten auferlegt. Dabei sind es inzwischen die Vertreter der „bunten Viefalt“, die eine beeindruckende Reihe von Sonderrechten und Privilegien genießen: Einreise ohne Ausweispapiere, Nachsicht bei Randale und Kapitalverbrechen, oftmals milde Richter (selbst nach Dutzenden Straftaten), Schächten, Doppelpaß, Zulegung einer Zweit- und Drittfrau, Ablehnen einer Arbeit aus religiösen Gründen, islamische Verköstigung in Kitas, Bildungs- und anderen öffentlichen Einrichtungen. Gleichzeitig stellen sie überproportional viele Empfänger von Hartz IV und sonstigen Sozialdienstleistungen. 

Die feindselige Beurteilung der Mehrheitsgesellschaft wird bewirken, daß sich die Willkommensbereitschaft, selbst bei gutmütigsten Vielfalt-Befürwortern, ins Gegenteil verkehrt.

Gisela Recki, Eitorf






Zu: „‘Toleranz statt deutscher Gründlichkeit’“, im Gespräch mit Michael Fleischhacker, JF 12/21

Nachlese bei Alexis de Tocqueville

Michael Fleischhacker, dessen Talk-Format in Deutschland vermißt wird, unterschätzt die Tatsache, daß in Demokratien die Meinungsfreiheit zwar gesetztlich-staatlich, anders als in Diktaturen, garantiert wird, aber in der Realität durch gesellschaftlichen Druck, wie schon Alexis de Tocqueville feststellte, massiv eingeschränkt werden kann, ohne daß der demokratische Staat dagegen vorgeht. Es genügt nicht, daß der demokratische Staat die Meinungsfreiheit nur garantiert, er muß sie auch gegen gesellschaftlichen Druck durchsetzen.

Dr. Wolfram Ender, Eschershausen






Zu: „Sanfte Ruh’, CDU“ von Ronald Berthold, JF 12/21 & „Eine große Blamage“ von Dieter Stein, JF 11/21

Staatsratsvorsitzende Merkel

Die Schwaben und die Badener waren einst ein Volk der Dichter (Schiller), Denker (Feuerbach) und Tüftler (Daimler-Benz); nun haben sie wieder den einst ehemaligen Kommunisten und glühenden Mao-Verehrer gewählt. Sein Parteifreund J. Fischer postulierte seinerzeit: „Stalin war so ein Typ wie wir“; also beide Anhänger linker Despoten und Massenmörder. Die ehemalige systemkonforme DDR-Studentin Merkel hat das Bollwerk CDU geschleift. Und der Verfassungsschutz, der die Verfassung schützen sollte, verletzt diese, wie aus dem Urteil des Verwaltungsgerichts Köln hervorgeht. 

Wir im Westen dachten, die DDR zu übernehmen; es kam umgekehrt. Die einstige Sozialistin aus der DDR und jetzige Kanzlerin hat das Parlament (mit Ausnahme der ausgegrenzten AfD) und die Regierung zu einem „Politbüro“ gemacht; in der „freien und unabhängigen“ Presse tummeln sich zu viele „kleine Schnitzlers“.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen




Eins und eins zusammenrechnen

Gewiß, die fast schon totalitäre, hetzerische Einseitigkeit und Ausgrenzung der AfD durch die tonangebenden Medien und die herrschende Politik, garniert mit dem Terror der von der Leine gelassenen Linksfaschisten, sind nicht ohne Einfluß auf die AfD-Wahlergebnisse geblieben. 

Aber Herr Berthold zäumt das Pferd vom Schwanz auf, wenn er schreibt, daß „die AfD trotz (!) ihrer Lockdown-kritischen Haltung“ zu den großen Verlierern gehört. Ist es nicht eher so, daß die AfD auch für ihren völlig überflüssigen, kontraproduktiven Flirt mit Coroanaleugnern und obskuren Querulanten vom Wähler bestraft wurde? Wahlen werden gewonnen, indem man die überwältigende Mehrheit der normal Denkenden und Empfindenden überzeugt. Also Leute, die 1 und 1 zusammenrechen können und die nicht mit Reichskriegsflaggen durch die Gegend rennen, um gegen notwendige hygienische Maßnahmen zu motzen. Nur wer darauf verzichtet, im Sumpf zu fischen, hat die moralische Autorität, diese Versager-Regierung mit ihrer himmelschreiend, uns weltweit blamierenden, an Sabotage grenzenden Unfähigkeit bei der Impfstoffbeschaffung zu stellen.

Wolfgang Walter, Kutzenhausen






Zu: „Bürger*innen empören sich“ von Thomas Paulwitz, JF 12/21

Erfreulicher Gegenwind

Der Duden hat als Nachschlagewerk bereits viel von seiner Verbindlichkeit und seinem früheren Status eingebüßt. Durch die aktuelle Einführung des Genderismus huldigt er einer vermeintlichen Geschlechtergerechtigkeit, doch tatsächlich tragen diese hieroglyphenartigen Einschübe zur weiteren Zerfaserung der Sprache bei. Operation geglückt – Patient tot, ließe sich sagen. Erfreulich, daß die Duden-Redaktion zwischenzeitlich ordentlich Gegenwind erfährt, dies auch in vielen Zeitungsartikeln und -kommentaren. Erwähnt sei auch der erfolgreiche VDS- Appell (www.vds-ev.de/Aufruf) „Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden“, der allen Freunden der deutschen Sprache zu empfehlen ist. 

Sprache soll zusammenführen und nicht auseinanderdividieren. Auch das Eindringen von Anglizismen in die deutsche Sprache beantwortet der Duden mit ständigen Erweiterungen. Wäre er nicht digital abrufbar, müßte der Leser inzwischen das Äquivalent einer Brockhaus-Enzyklopädie wälzen, um auf dem laufenden zu sein. Schade eigentlich um ein Nachschlagewerk, das einst den Maßstab für Maß und Mitte in der deutschen Sprache darstellte.

Roland Grassl, Bühl






Zu: „Die Abdankung“ von Michael Paulwitz, JF 11/21

Die zweitschlimmste Besetzung

Der Leitartikel bestätigt meine Annahme, daß Angela Merkel als zweitschlimmste Besetzung des Kanzleramtes in die deutsche Geschichte eingehen wird.

Hans-Gert Kessler, München




Prophetisch: Guy de Maupassant

Der wache Beobachter seiner Zeit, Guy de Maupassant (1850–1893), fordert in seiner Schrift „Unsere Optimisten“ ein gesetzliches Verbot von Pessimismus und erweist sich als weiser Kommentator unserer aktuellen Corona-Problematik: Da das Unglück nicht existiere beziehungsweise nur auf einer falschen Einschätzung der Welt beruhe, reichte es, „zur Erlangung beständigen und dauerhaften Glücks“ sich klarzumachen, „daß auf dieser Welt alles vollkommen ist, von der Höflichkeit der Fiakerkutscher bis zur Intelligenz der Parlamentsabgeordneten“ und „daß die Krankheiten nützliche Prüfungen sind, die Epidemien ein bewährtes Verfahren für die Überlebenden, um Karriere zu machen (...)“. Ist das noch Satire?

Franz Brittinger, Oberhausen






Zu: „Das fragwürdige Virus“ von Mathias Pellack/Christian Rudolf & zum Leserbrief „Krankende Öffentlichkeit“ von Ludger Gesigora, JF 11/21

Testen macht unfrei

Ergänzend zu den PCR-kritischen Anmerkungen der WHO wurde am 17. Februar 2021 im renommierten medizinischen Fachblatt The Lancet ein Fachkommentar publiziert, der die Eignung des PCR-Tests als „Goldstandard“ zur Beurteilung des Sars-CoV-2–Infektionsgeschehens komplett in Frage stellt, weil die meisten Infizierten nur 4 bis 8 Tage lang infektiös sind, der PCR-Test aber 22 bis 33 Tage, manchmal auch länger, positiv bleibt mit dem Effekt, daß während 50 bis 75 Prozent der „positiven Zeitspanne“ unter Quarantäne gar keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Deshalb führen Schnelltests, deren positive Ergebnisse mit PCR überprüft werden, unnötigerweise auch wieder in die „PCR-Falle“ mit unnötiger Quarantäne, Kontaktverfolgung etc. und erhöhter „Inzidenz“. Testen macht also nicht freier, sondern eher unfreier.

Prof. Dr. Jürgen Althoff, St. Wendel