© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Haarige Helden
Diensthunde sind fester Bestandteil vieler Streitkräfte und leisten Großes
Gil Barkei

Sie erschnüffeln Sprengstoff oder Rauschgift für die Feldjäger, spüren zusammen mit den Pionieren Minen auf, springen mit den Fallschirmjägern aus Flugzeugen oder ergreifen mit dem KSK Terroristen. Diensthunde unterschiedlichster Einsatzbereiche sind längst ein fester Bestandteil der Bundeswehr und von Mali bis Afghanistan im Einsatz. 

Als Therapiebegleithunde helfen sie zudem traumatisierten Soldaten bei der Genesung. Aktuell wird sogar in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover erforscht, ob die vierbeinigen Bundeswehrsoldaten in der Lage sind, das neuartige Coronavirus am Geruch von Speichelproben zu identifizieren. Die Schule für Diensthundewesen im rheinland-pfälzischen Ulmen ist dabei die zentrale Stelle für Zucht, Aus- und Weiterbildung sowie für die tierärztliche Versorgung bis zur „Pensionierung“.

Auch die Streitkräfte anderer Nationen setzen auf Schäferhund und Co., die in puncto Tapferkeit und Opferbereitschaft ihren menschlichen Kameraden in nichts nachstehen, wie einige harte Kampfeinsätze der vergangenen Jahre beispielhaft zeigen.





Kuga

Im August 2011 will eine Einheit des australischen Special Air Service Regiment (SASR) einen hochrangigen Taliban im afghanischen Distrikt Khas Uruzgan festsetzen. Doch die gegnerischen Kämpfer erwarten die Elitesoldaten bereits in einem Hinterhalt. Allerdings haben die Islamisten nicht mit dem Belgischen Schäferhund Kuga gerechnet. Dieser patrouilliert von der Leine gelassen seinem Team voraus. Während er einen Bach durchschwimmt, wird der Diensthund von den Taliban beschossen. Er schafft es jedoch ans andere Ufer und greift die Aufständischen an, wobei er von mehreren Kugeln und Granatsplittern getroffen wird. Schwerverletzt kann Kuga zurück zu seinem Hundeführer schwimmen, der mit seinen Kameraden zum Angriff übergegangen ist. Dank sofortiger Erster Hilfe überlebt Kuga, stirbt aber elf Monate später an den Folgen seiner Verwundung. Für seinen Aufklärungseinsatz, der verhinderte, daß die australischen Soldaten überrascht wurden, erhielt er posthum die Dickin Medal.





Kuno

Im April 2019 greift der britische Special Boat Service (SBS) mehrere Al-Kaida-Kämpfer in Afghanistan an. Als ein verschanzter Aufständischer das Team mit Maschinengewehrfeuer festnagelt, kommt der Belgische Schäferhund Kuno zum Einsatz. Dieser stürmt durch den Kugelhagel und kann den feindlichen Schützen trotz mehrerer Treffer in den Hinterbeinen zu Boden reißen und bis zum Eintreffen der nachrückenden Spezialkräfte festsetzen. Während Kuno mit einem Hubschrauber ausgeflogen wird, können die Soldaten durch das freigekämpfte Gebiet die Mission zu Ende bringen. Die Tierärzte müssen Kuno leider Teile seiner Hinterpfoten amputieren, doch dank maßgefertigter Prothesen kann er heute seinen wohlverdienten Veteranenruhestand als In­stagram-Star genießen (@kuno_themwd, 6.360 Follower). Für seinen Mut erhielt er die Dickin Medal, die höchste britische Auszeichnung für Tiere, die sich im Kriegseinsatz besonders verdient gemacht haben.





Conan

Er ist wohl seit seinem Empfang 2019 beim damaligen US-Präsidenten Donald Trump im Weißen Haus der bekannteste Diensthund der Welt: Conan. Kurz zuvor war der Belgische Schäferhund (Malinois) an der Aufspürung des IS-Anführers Abu Bakr al-Bagdadi im Nordwesten Syriens beteiligt. Bei dem Einsatz verfolgte Conan den flüchtenden Terrorchef in einen Tunnel, wo dieser sich mit einer Sprengstoffweste schließlich selbst tötete und dabei seinen haarigen Verfolger leicht verletzte.





Anonymer Kämpfer

Im Mai 2018 gerät während einer Patrouille in Nordsyrien ein Trupp des britischen Special Air Service (SAS) unter Beschuß durch den IS. In die Enge getrieben, schickt die Eliteeinheit ihren Malinois in das Gebäude, aus dem die Schüsse kommen. Kurz darauf verstummt das feindliche Feuer. In dem Haus finden die rausgehauenen Soldaten einen toten Terroristen mit durchgebissener Kehle und zwei weitere Islamisten mit schweren Verletzungen. Der vierbeinige Kämpfer bleibt unverletzt und wird anonym in britischen Medien für sein Husarenstück gefeiert.