© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Kabinenklatsch
Plötzlich die Menschenrechte in Katar entdeckt
Ronald Berthold

Da haben wir doch mal wieder alles richtig gemacht. Unser Jogi läuft die ganze Zeit mit Maske herum, obwohl Trainer das nicht müssen. Und seine Jungs tragen vor dem Anpfiff T-Shirts, die zusammen gelesen das Wort „Human Rights“ ergeben. Natürlich steht es dort auf englisch, damit die ganze Welt sieht, was wir doch für ein moralisch gutes Land sind. Mit dem Mund-Nasen-Schutz vorbildlich für die Corona-Panik und mit den Hemden beispielgebend für die Menschenrechte. So sieht sich der DFB gern.

Und natürlich ist die Botschaft auch deswegen nicht auf deutsch geschrieben, weil es eben nicht um die Menschenrechte im eigenen Land geht. Daß hier seit einem Jahr das Grundgesetz praktisch außer Kraft gesetzt ist – niemals würde der DFB das kritisieren. Das würde sich ja gegen die hiesige Politik richten. Und nichts liegt der „Mannschaft“ ferner. Deswegen trägt Jogi doch auch 90 Minuten und sogar bei den Interviews stolz seine Maske wie die FDJ einst ihr blaues Tuch.

Die Kohle, die die Scheichs dem FC Bayern geben, nimmt man dagegen natürlich supergern.

Jaja, „Die Mannschaft“… „Die“ heißt übrigens auf Englisch „sterben“. Aber darüber hat beim polyglotten Human-Rights-DFB noch niemand nachgedacht. Jene Menschenrechte, die die Truppe einfordern muß, gelten Katar. Beim Gastgeberland der nächsten WM nimmt man es nämlich nicht so genau mit den Grundrechten. Das ist dem DFB plötzlich aufgefallen. Jahrelang verteidigt er den Wettbewerb in dem Golfstaat. Sogar, daß die Spiele im Dezember stattfinden, war bisher ganz toll. Und die Kohle, die die Scheichs dem FC Bayern geben, der das Gros der Nationalspieler stellt, nimmt man natürlich auch supergern. Damit tut man ja was für die Menschenrechte. Sagt jedenfalls FCB-Boß Kalle Rummenigge, der aus Katar gern mal Luxus-Uhren schmuggelt.

Jedes Spiel eine neue Ansage. Mal gegen Rechts, mal gegen Homophobie, mal gegen Rassismus und jetzt eben gegen Katar, von dem man sich hintenrum finanzieren läßt. Es wäre schön, wenn die Spieler gegen starke Gegner ein bißchen so stromlinienförmig über den Platz flitzen würden, wie sie sich daneben aufführen müssen.