© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Frisch gepresst

Frühe Christen. Fast 2.000 Jahre nach seinem Auftauchen erscheint das Christentum oft wie ein monolithischer Block. Geprägt von einer unerschütterlichen Dogmatik, begründet auf die Lehre vom Leben und Wirken Jesu Christi. Daß gerade das frühe Christentum jedoch von heftigen Auseinandersetzungen seiner Anhänger geprägt war, ist heute kaum mehr bekannt. Der Emeritus für Mittelalterliche Geschichte an der Uni Frankfurt, Johannes Fried, nimmt den Leser mit in die ersten Jahrhunderte der christlichen Frühgeschichte. Diese charakterisiert die Feststellung „Am Anfang war der Streit“ sehr treffend. Fried zeigt präzise und auf den Punkt geschrieben, wie die unterschiedlichen Entwicklungen sich dem Leben Jesu widmeten. Dabei ging es unter anderem um die Frage, ob es sich bei dem Glaubensgründer um den präexistenten Gottessohn oder einen künftigen König Israels gehandelt habe; Welterlöser oder Heilsbringer der Juden? Fried spannt den Bogen vom Leben Jesu über die zahlreichen Deutungen in der Levante darüber bis zu den ersten Spuren des Islam und dessen Rückkopplungen an das Christentum. (ag)

Johannes Fried: Jesus oder Paulus. Der Ursprung des Christentums im Konflikt, Verlag C.H. Beck, München 2021, gebunden, 200 Seiten, 22 Euro





Sozialismus. Ab 1917 sorgten diverse Regime, die sich sozialistisch, kommunistisch oder Volksdemokratien nannten, für Millionen Tote, Leid und totalitäre Unterdrückung. Auch wenn es anfangs oft einen Modernisierungsschub gab, endeten alle Sozialismen in Mißwirtschaft. Der Volkswirt Kristian Niemietz, derzeit am Londoner Institut für Economic Affairs tätig, schildert dies exemplarisch in Kapiteln über die Sowjetunion, China, Kuba, Nordkorea, Albanien, Kambodscha und die DDR. Dennoch startete unter Hugo Chávez 1998 in Venezuela der nächste Fehlversuch – zunächst noch ganz demokratisch. „Warum fällt der Groschen nicht?“ fragt Niemietz angesichts antikapitalistischer Parolen bei Attac, Black Lives Matter oder Fridays for Future. Marktliberalismus sei leider eine „unpopuläre und politisch erfolglose Randmeinung“. Als Libertärer kann er sich das nur psychologisch erklären: „Der Kapitalismus kann noch so viele Erfolge aufweisen, aber er fühlt sich einfach falsch an.“ (fis)

Kristian Niemietz: Sozialismus – Die gescheiterte Idee, die niemals stirbt. FinanzBuch Verlag, München 2020, gebunden, 320 Seiten, 22,99 Euro