© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Frisch gepresst

Grüne. Die Grünen werden seit Monaten mit Blick auf das Superwahljahr 2021 von der schreibendem Zunft gehypt: Diesem Trend bleibt auch Ulrich Schulte treu. Auch wenn der frühere Leiter des taz-Parlamentsbüros durchaus kritische Töne anstimmt und der einstigen Sponti-Partei ihre Widersprüche vorhält, denn „von wegen bunte Vielfalt, Bündnis 90/ Die Weißen“ träfe es besser. Zudem machten „ehemalige Grünen-Politiker*innen heutzutage erstaunliche Karrieren“, und „kein Mensch weiß“, wie die Partei „all ihre kostspieligen Pläne bezahlen will“. Die Erkenntnis, daß die Ökopartei längst ein neuartiges spießig-kleinkariertes Bürgertum repräsentiert, ist allerdings nicht neu, erfährt durch Schultes zehnjährige Nähe zu der Partei aber durchaus eine reizvolle Perspektive. Bei allen sich für Regierungsämter qualifizierenden Narrativen wie der Wandlung von „Straßenkämpfern“ zu „Patrioten“ ist jedoch Vorsicht geboten. Hier verwechselt Schulte das Kapern von staatlichen Sicherheitsbehörden mit deren Unterstützung und läßt in seiner Enttäuschung von links durchblicken, daß er – ganz der taz-Journalist – die radikaleren Wortmeldungen von früher ein wenig vermißt. (gb) 

Ulrich Schulte: Die grüne Macht. Wie die Ökopartei das Land verändern will. Rowohlt Polaris Verlag, Reinbek 2021, gebunden, 240 Seiten, 16 Euro





Flagge zeigen. Verfassungspatriotismus als Nationalgefühl – für den Protokollchef des Deutschen Bundestags, Enrico Brissa, heißt das in der Tradition des Ideengebers Dolf Sternberger die konstitutiven Merkmale der Bundesrepublik zu schätzen, statt sich mit anderen Deutschen aufgrund der gemeinsamen Herkunft verbunden zu fühlen. Ihm zufolge gibt es „illegitimen“ und „legitimen“ Patriotismus. Ersterer habe sich etwa bei Pegida-Demonstrationen gezeigt, auf denen „Wir sind das Volk“ skandiert wurde. Solchen „Rechtsextremisten“ dürfe man Schwarz-Rot-Gold nicht überlassen. Um die Farben ehrwürdiger einzusetzen, habe er diese bei einer Demonstration der Flüchtlingsinitiative Seebrücke geschwenkt. Dafür sei er allerdings von etlichen Personen als „Nazi“ bezeichnet worden. Brissas Ansicht nach rühren diese Vorbehalte von einer Unwissenheit über deren Bedeutung her. Das ist aber nur einer der zahlreichen Irrtümer des Autors. (zit)

Enrico Brissa: Flagge zeigen.Warum wir gerade jetzt Schwarz-Rot-Gold brauchen. Siedler Verlag, München 2021, gebunden, 288 Seiten, 20 Eur0