© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/21 / 09. April 2021

Ungarns Hochschulpolitik konzentriert sich auf IT und Medizin
Wirtschaft braucht keine Gender-Master
(dg)

Der Streit um die Budapester Präsenz der vom Multimilliardär George Soros finanzierten Central European University (CEU) trug entscheidend dazu bei, daß westliche Medien Ungarns christliche Fidesz-Regierung unter Viktor Orbàn als Ausbund der Wissenschaftsfeindlichkeit an den Pranger stellten. Als 2018 auch noch den Masterstudiengängen die Akkreditierung entzogen wurde, schien sich das Schreckbild für Ungarns 65 Hochschulen zu runden. Mit den Realitäten, so muß die nicht eben Fidesz-affine Anat-Katharina Kálmán in ihrem Report über den „autoritären, aber forschungsstarken“ Wissenschaftsstandort einräumen, habe dieses speziell in Deutschland erzeugte Zerrbild wenig zu tun. Ein Teil der CEU mußte zwar nach Wien umziehen, doch deren sozialwissenschaftliche Departements arbeiten weiter in Budapest. Den Gender-Master gebe es nicht mehr, weil die Wirtschaft solche Absolventen nicht nachfrage, wohl aber solche, die sich mit dem weiterhin angebotenen Stoff im Rahmen ihres Geschichts- oder Soziologiestudiums befaßt haben (Deutsche Universitätszeitung, 3/2021). Richtig sei auch, daß Geistes- und Sprachwissenschaften unter Etatkürzungen litten, aber die träfen Wirtschaftswissenschaften ebenso. Stattdessen fließe Geld verstärkt in die im internationalen Wettbewerb erfolgreiche IT-Technik und in die Medizin, wo „Aufbruchsstimmung“ herrsche. 


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