© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/21 / 09. April 2021

Wenn Rechte ihre konservativen Tarnkappen abwerfen
Politologie als Verschwörungstheorie
(dg)

Markus Linden, Jahrgang 1973, Politologie-Professor an der Universität Trier, fühlt, wie das von ihm im altbundesrepublikanischen Staatsbürgerkunde-Unterricht der späten 1980er verinnerlichte Weltbild zu zerbröseln droht. Aus allen Richtungen, national und international, so wispert der verunsicherte Verschwörungstheoretiker, drohe „der rechte Angriff auf Freiheit und Demokratie“ (Blätter für deutsche und internationale Politik, 1/2021). In Frankreich, Italien, der Bundesrepublik, in Polen und Ungarn sowieso, formieren sich „rechtspopulistische“ Bataillone. Sein „geistiges Fundament“ bezöge der „antipluralistische Rechtsradikalismus“ wie seit 100 Jahren von der auf Diktatur spezialisierten Denkfabrik Carl Schmitt. Deren Erzeugnisse würden heute von Theologen wie Wolfgang Ockenfels, Historikern wie Karlheinz Weißmann und David Engels, Ökonomen wie Max Otte sowie vielen weiteren Exponenten der „konservativ-autoritären Revolte“ in Umlauf gebracht. Ihr Ziel sei der „harte revolutionäre Schnitt“ weg vom liberal-demokratischen Konservatismus eines Burke oder Tocqueville hin zu „immer radikaleren Positionen“, zum „volksdemokratischen Einparteienstaat“. Die AfD sei längst Ausdruck dieser Strömung, auch wenn ihr Co-Vorsitzender Meuthen noch als „nützlicher Grüßaugust den wackeren Kämpfer gegen die Extremen in der Partei“ mime. 


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