© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/21 / 16. April 2021

Torwarttrainerentlassung bei Hertha BSC wird zum Politikum
Peinlich für Deutschland!
Gerhard Papke

Selbstverständlich ist es das gute Recht des ungarischen Torwarts von RB Leipzig, Péter Gulácsi, die Familienpolitik in seinem Heimatland zu kritisieren. Aber genauso selbstverständlich hätte es sein müssen, daß der Torwarttrainer von Hertha BSC, sein Landsmann Zsolt Petry, ihm widerspricht und eine andere Auffassung äußert. Doch im Deutschland des Jahres 2021 gelten solche Selbstverständlichkeiten offenbar nicht mehr. Daß sich Petry dann auch noch getraut hat, die europäische Migrationspolitik anzugreifen, war endgültig zuviel für die deutschen Tugendwächter und kostete ihn den Arbeitsplatz. Ist das die Meinungsfreiheit, die angeblich in Ungarn fehlt? In Ungarn ist die Empörung über den Vorgang groß, und man kann sie wirklich verstehen.

Immer drängender stellt sich die Frage, mit welchem Recht in Deutschland eigentlich fehlender Pluralismus in anderen Ländern beklagt wird, wenn bei uns schon einfache Meinungsäußerungen, die nicht dem linken Mainstream entsprechen, zum sofortigen Jobverlust führen können. Der Gipfel der Frechheit aber ist die Begründung, die Hertha dafür geliefert hat: Der Verein setze sich „aktiv für Vielfalt und Toleranz ein, weil uns diese Werte wichtig sind“. Peinlich für Deutschland!






Dr. Gerhard Papke ist Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft und war von 2005 bis 2012 Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen.