© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/21 / 16. April 2021

Lesereinspruch

Mehr Foucault!

Zum Beitrag: „Zur Dekonstruktion Michel Foucaults“, JF 15/21

Na endlich! Jetzt haben wir den postmarxistischenVordenker am Schlawittchen. Schwul, Päderast und auch noch nekrophil, ist das nicht grauenhaft? Ganz klar, so jemand muß natürlich in seiner Philosophie Überlegungen angestellt haben, die in diese Richtung weisen und die der aufmerksame Leser auf Anhieb in seinen Werken vorfindet. Immerhin geht es da um psychiatrische Einrichtungen, Gefängnisse, Biopolitik, und, als Gipfel des Verwerflichen, um poststrukturalistische Dekonstruktion (oder dekonstruktiven Poststrukturalismus? Egal!). Kündigt sich hier ein neues Niveau in der JF an? Ich hoffe nicht! Es ließen sich massenhaft Beispiele berühmter Köpfe der Geistesgeschichte nennen, deren Privatleben eine einzige Sauerei war. Ich habe mich einst mit den Schriften von Michel Foucault beschäftigt und dort viel für mich Zustimmenswertes gefunden. Und Thorsten Hinz, es ist wirklich zum Totlachen, zitiert am Ende seines Artikels („Erkenne die Lage!“) auf der gleichen Seite in diesem positiven Sinne Foucault. Es täte uns gut, mit Philosophen vom Schlage eines Michel Foucault gegen den Zeitgeist ins Feld ziehen zu können.

Harald Heinrich, Berlin