© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/21 / 16. April 2021

Zeitschriftenkritik: Schlesien heute
Das deutsche Erbe bewahren
Werner Olles

Über deutsche Spuren in Breslau berichtet Marie Baumgarten in ihrem Beitrag „Unter dem Putz das deutsche Breslau – wachsendes Interesse an Spuren der Vergangenheit“ in der aktuellen Ausgabe (Nr. 270, 4/2021) der monatlich im 24. Jahrgang erscheinenden Zeitschrift Schlesien heute (Untertitel „Mit Blick auf die östlichen Nachbarn“). War bis zur Wende 1989 in Polen noch alles Deutsche tabu und saßen die Ressentiments gegen den vermeintlich ewigen Feind tief, hat sich dies nun langsam geändert. Inzwischen entdecken junge Polen das deutsche Erbe ihres Landes neu, darunter der Jurist Maciej Wlazlo, der jedoch im Herzen ein Künstler ist und mit seiner Fotokamera durch die Straßen Breslaus zieht und sich für die jahrzehntelang tabuisierte Vergangenheit seiner Stadt interessiert. Tatsächlich erzählen die Fassaden der alten Bürgerhäuser noch immer davon, daß die niederschlesische Metropole einmal eine deutsche Nationalität hatte. In der Odervorstadt, einem Kultviertel mit Galerien, Cafés und Restaurants findet Wlazlo einige seiner Lieblingsmotive. Im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört, sind in dem Viertel noch viele deutsche Aufschriften erhalten – für den Spurensucher sind sie eine faszinierende Erinnerung daran, wie aus der deutschen die polnische Stadt Breslau wurde. Wlazlo: „Wir haben angefangen, uns für diese Geschichte zu interessieren. Wir sollten uns dessen bewußt sein, daß in diesen Gebäuden einst andere Menschen gelebt haben. Wir sind die neuen Eigentümer, wir sollten die Identität dieser Stadt, ihr kulturelles Erbe und vor allem ihre Geschichte pflegen. Heute sind wir dafür verantwortlich.“

Über ein „Juwel im Waldenburger Land“, die alte Burg Fürstenstein, erzählt der Beitrag von Iza Liwacz. Die malerische Burgruine aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stellt ein ausgezeichnetes Wanderziel für diejenigen dar, die es bevorzugen, allein wildromantische Landschaft zu erkunden und Stille zu finden. Gebaut von Hans-Heinrich IV. von Hochberg empfing man auf der schloßartigen Burg illustre Gäste und veranstaltete Spiele. Schon im Jahr 1800 organisierte der schlesische Adel auf dem Burggelände ein Turnier zu Ehren des preußischen Königspaares, Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts trafen Touristen und Kurgäste aus dem benachbarten Bad Salzbrunn ein. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg konnten sie im Erdgeschoß der Burg übernachten oder im Wirtshaus ihren Hunger stillen und die Sammlung der Familie von Hochberg besichtigen. Nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 ging die Burg in Flammen auf. Heute präsentiert sich die Anlage als eine romantische Burgruine, zum Teil mit unter Naturschutz stehendem dunkelgrünen Efeu bewachsen – Zeugnis einer nicht immer einfachen Geschichte des Landes.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit dem Rittergut Klein-Neundorf, dem Fürstenhof in Posen sowie dem Landschaftsmaler Carl Ernst Morgenstern. 

Kontakt: Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Brüderstr. 13, 02826 Görlitz. Das Einzelheft kostet 4 Euro, ein Jahresabo 45 Euro.

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