© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/21 / 16. April 2021

Mit Smart Cities aus Afrikas ökonomischer Dauermisere
Nur Potemkinsche Dörfer
(ob)

Ab etwa 2040 lebt die Mehrheit aller Afrikaner in Städten, das sind dann etwa 1,3 Milliarden Menschen. Um den Ansturm Millionen Landflüchtiger zu bewältigen, empfehlen Weltbank und Internationaler Währungsfonds aber nicht die Finanzierung staatlicher Daseinsvorsorge, sondern die verschärfte Mobilisierung privaten Kapitals, um Trabantenstädte zu gründen. Dieses „Urbanisierungsnarrativ“, dem zufolge „smarte Luxusstädte“ den Kontinent aus dem Sumpf seiner ökonomischen Misere ziehen sollen, halten Henrik Maihack und Thomas Mättig für ein neoliberales Versprechen auf Potemkinsche Dörfer (Blätter für deutsche und internationale Politik, 3/2021). Diese dienten primär Profitinteressen internationaler, mit Afrikas korrupten Führungscliquen verbandelten Investoren und nicht der Grundversorgung wachsender Stadtbevölkerungen. Zur Begründung verweisen die Leiter von Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kenia und im Senegal auf ähnliche, seit Jahrzehnten praktizierte Finanzierungsmechanismen nach dem Schema sich an Herrschaftseliten und ausländischen Investoren orientierenden öffentlich-privater Partnerschaften. Deren Bilanz falle „desaströs“ aus, krasse Ungleichheiten hätten sie vertieft und das Gros überwiegend prekär beschäftigter Städter hause weiter in Slums, die sich infolge des avisierten Massenzuzugs exzessiv ausdehnen. 


 www.blaetter.de