© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/21 / 16. April 2021

Meldungen

Long Covid: Verheerende Spätfolgen sichtbar

BERLIN. Bei Covid-19 liegt die Sterblichkeit zehnmal höher als bei schwerer Grippe. Bei weltweit 1,5 Millionen „Genesenen“ zeigen sich zudem immer mehr Spät- und Langzeitfolgen. Die Krankheitsbilder von „Long Covid“ reichen von Atembeschwerden über Gedächtnisstörungen bis zu Diabetes und Herzschwäche. Öffentlich wird das kaum kommuniziert, weil Forschungen dazu erst im Anfangsstadium stecken. An der Uni Schleswig-Holstein geht ein Team um den Internisten Stefan Schreiber seit Ende 2020 der Frage nach, welche Spätfolgen Viren generell verursachen. An der Berliner Charité untersucht die Immunologin Carmen Scheibenbogen 42 „Corona-Überlebende“, die sie als „lebende Wracks“ bezeichnet. Das Uniklinikum Jena richtete eine „Post-Covid-Ambulanz“ ein, die einen sehr hohen Anteil von Patienten mit Depression und Erschöpfung meldet. Auch Reha-Kliniken stellen sich auf Patienten ein, die unter psychosomatischen Folgen ihrer Covid-19-Erkrankung leiden (Psychologie heute, 2/21). (ft)

 immunologie.charite.de





Zwiespältiger Nutzen von Apps, die Gefühle messen

AUGSBURG. Eine von Björn Schuller (Uni Augsburg) entwickelte Software kann über 6.000 klassische Merkmale für die Emotionserfassung heranziehen. Der Medizininformatiker ermittelt so mittels Stimmanalyse frühe Anzeichen von Kehlkopfkrebs, Depressionen oder Epilepsie. Eine Covid-19-App soll nun indirekte Einflüsse von Sars-Cov-2 auf die Stimmbildung heraushören, etwa Kurzatmigkeit und Müdigkeit. Schullers Software bietet auch der Marktforschung viel Potential, die Algorithmen einsetzt, um mit dem Wissen um den Gefühlshaushalt von Kunden Verkäufe anzukurbeln. Eine ethische Grenze ist für den KI-Experten jedoch überschritten, wenn Personen zu Käufen animiert werden, die sie in die Schuldenfalle locken (Bild der Wissenschaft, 1/21). (ft)

 www.schuller.one





E-Autos: Suche nach kobaltfreien Alternativen

HAMBURG. Bis 2030 sollen 30 Prozent der Neuwagen reine E-Autos sein. „Für den Klimaschutz ist das zu wenig“, klagt Greenpeace. Zudem bräuchte die Industrie dafür 300.000 Tonnen Kobalt jährlich – doppelt soviel, wie derzeit am Markt verfügbar. Ein solches Fördervolumen ließe sich nur erreichen, wenn alle Bergbauprojekte im Kongo, die 60 Prozent des heutigen Bedarfs decken, sich planmäßig entwickeln. Zudem wäre das dort geförderte Kobalt weiter mit dem Stigma der Umwelt- und Menschenrechtsfeindlichkeit behaftet. Darum sei es gut, daß BMW in Marokko alternative Kobaltquellen suche und kobaltfreie Akkus in Entwicklung seien (Greenpeace-Magazin 1/21). (ck)

 projectcobra.eu





Erkenntnis

„Elsbeere, Speierling, Wildbirne, Schwarzpappel, Feld­ahorn oder Eibe sind konkurrenzschwach gegenüber der Buche und können in Mischwäldern nur erhalten werden, wenn sie immer wieder freigestellt werden.“

Peter Spathelf, Professor für Forstwirtschaft an der HNE Eberswalde