© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/21 / 16. April 2021

JF-Intern
Wartekollektive
Moritz Schwarz

Er läuft und läuft und läuft ...“, das war die Poesie Wirtschaftswunderdeutschlands, als die Dinge noch funktionierten – es nicht zehn Jahre brauchte, einen Flughafen nach der Fertigstellung auch zu eröffnen, wir noch Weltspitze waren, statt hinter (und obendrein mit viel Abstand) Ländern wie Andorra, der Slowakei oder Rumänien hinterherzuhecheln (etwa beim Internetausbau). 

„Er läuft und läuft und läuft ...“ säuselte 1968 trancehaft der später Kult gewordene Werbespruch für den VW Käfer – und Opi und Omi können bezeugen, daß das damals nicht nur für deutsche Autos galt! 

Auch die Kaffeemaschine der JF-Redaktion lief und lief und lief ... bis sie eines Tages, Jahrzehnte nach Ablauf der Garantie, wie ein alter, treuer Veteran doch zur „großen Armee abberufen“ wurde. Seitdem haben wir so neumodischen Schnickes (JF 12/21), stylisch, chromblitzend, mit dem Werbeversprechen „internationaler Kaffeekultur“. Papperlapapp, funktionieren soll das Ding! Nach ein paar Monaten war Maschinchen bereits zum ersten Kuraufenthalt in Bad Werkstatt – und da ist der Arbeitsverweigerer nun schon wieder. Während sich in unserer Küche DDR-mürrisch sozialistische Wartekollektive vor dem Übergangsersatzgerät stauen. O Vaterland, wie schön warst du einst!