© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/21 / 23. April 2021

Jasmina Kuhnke. Die linksextreme Autorin ist Opfer einer rechtsradikalen Haßkampagne.
Zweierlei Maß
Boris T. Kaiser

Sie gehört zu den lautesten Stimmen im sogenannten Kampf gegen Rechts. Dafür liegen der afrodeutschen Comedy-Autorin Jasmina Kuhnke, geboren 1982 in Köln, rund 88.000 digitale Gefolgsleute zu Füßen, die sie regelmäßig auf Twitternutzer hetzt, die ihr aus irgendeinem Grund mißfallen. Besonders „gute“ Chancen, dieser in Anspielung auf ihren Twitternamen „Quattromilf“ von ihr liebevoll „Quattromob“ genannten Horde zum Fraß vorgeworfen zu werden, haben konservative und liberale Publizisten sowie jeder, der es wagt, die twitternde Vierfachmutter zu kritisieren. Was sich bei etablierten Medien freilich so liest: „Sie setzt sich für ein friedliches Miteinander, unabhängig der Herkunft der Menschen ein.“ (RTL.de) 

Nun ist Kuhnke selbst Opfer einer massiven Haßattacke geworden. In einem perfiden Drohvideo der niedersten Sorte  („Jasmina massakrieren“) wurde sogar ihre Privatadresse verbreitet. Kein Wunder, daß sie sich gezwungen sah, mit ihren Kindern sofort umzuziehen. Doch Kuhnke wäre nicht Kuhnke, wollten sie und einige Journalisten nun nicht ausgerechnet jene Publizisten dafür verantwortlich machen, die von ihr in den sozialen Netzwerken dauerbeschossen werden: In einem Beitrag des ARD-Politmagazins „Monitor“ ist die Rede von einer „Hetzkampagne von rechts, an denen sich unter Hashtags wie #HaltdieFresseJasmina auch bürgerlich-konservative Journalist*innen beteiligen“. In einer längeren, auf Youtube veröffentlichten Version des Films wird gar suggeriert, liberal-konservative Journalisten, die „auch rechtsextreme Accounts in der Followerschaft“ haben, sollten am besten gar niemanden mehr kritisieren, da sie sonst zur Eskalation beitragen würden. Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume (CDU) sagte der ARD dazu: „Wir sind verantwortlich, nicht nur für das, was wir schreiben oder sagen, sondern auch für das, auf wen wir zeigen.“

Wenn allerdings „Quattromilf“ auf ihre Gegner zeigt, indem sie, teilweise in manisch anmutender Menge, Tweets gegen diese feuert – wobei sie auch vor persönlichen Angriffen und antiweißen Ressentiments nicht zurückschreckt, sie als „weiße Teufel“ und „Rassisten“ brandmarkt –, bringt das den Betroffenen häufig heftige Drohungen der linksextremen Szene ein. Oft geschickt kaschiert, indem man statt eine direkte Morddrohung auszusprechen, was strafrechtliche Konsequenzen haben könnte, die Zahl 187 verwendet: Sie steht für den kalifornischen Mordparagraphen und wird von Gangs und Rappern zur Einschüchterung ihrer Feinde verwendet.

Doch anders als für ihre Opfer hat die „Monitor“-Redaktion für Kuhnke, die „mutige Frau“, die „kein Blatt vor den Mund nimmt und offen ausspricht, was sie denkt“, nur Lob übrig. Das kommt eben dabei heraus, wenn Haltungsjournalisten so viel Wert auf Moral legen, daß sie gleich zwei davon haben.