© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/21 / 23. April 2021

Der „Negro Creek“ soll gencancelt werden
Umbenennungsdebatte: Ein Fluß im US-Bundesstaat Kansas trägt angeblich ein rassistisches Wort im Namen
Liz Roth

Bis vor kurzem kannten die meisten Bewohner des Ortes Leawood im US-Bundesstaat Kansas den Namen des idyllischen Baches nicht, der nur ein paar Kilometer lang ist. Dann aber hörten ein paar um politische Korrektheit bemühte Ortsansässige dessen Namen: „Negro Creek“. 

Das früher abwertend für die schwarze Bevölkerung verwendete Wort „Negro“ sorgt für Empörung. Eine Namensänderung soll her. „Der Staat Kansas hat nun die Möglichkeit, vergangenes Unrecht zu korrigieren“, sagte Kenya Cox, Geschäftsführerin der Afroamerikanischen Kommission in Kansas, laut der Regionalzeitung Kansas City Star. „Wie wir Orte benennen und wie wir uns im öffentlichen Raum darstellen, spricht wirklich Bände darüber, was wir schätzen und was uns wichtig ist. Wir müssen bereit sein, uns Unannehmlichkeiten zu stellen.“ 

Wie es genau dazu kam, daß der Bach in den 1850er Jahren „Negro Creek“ genannt wurde? Eine führende – allerdings nicht verifizierte – Theorie, die auf einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1879 beruht, besagt, daß er nach einem aus Missouri geflohenen Sklaven benannt wurde, der sich in der Nähe des Gewässers tötete, um der Gefangenschaft zu entkommen. Andere glauben, daß der Bach nach schwarzen Familien benannt wurde, die in einem alten Township in der Gegend lebten. 

Die Historikerin Diane Mutti Burke von der Universität Missouri in Kansas City wurde von einer Kommission des Verwaltungsbezirks Johnson County aufgefordert, Untersuchungen über den Ursprung des Namens des Baches anzustellen. Burke gab in ihrem Bericht an, daß jener sowohl indianischen als auch hispanischen Ursprung haben könnte. 

Aus „Runway Negro Creek“ wird „Freedom Creek“

In Kansas soll es mindestens sechs geographische Merkmale geben, die das Wort „Negro“ im Namen tragen. Eine Umbenennung würde detaillierte historische Dokumentationen und eine Genehmigung auf mehreren lokalen Ebenen erfordern. Ein solches Verfahren kann sechs bis acht Monate dauern. Die Umbenennung von Orten, deren Namen mit Rassismus in Verbindung gebracht werden, ist seit einiger Zeit gang und gäbe. Kürzlich wurde der „Runaway Negro Creek“ in Georgia in „Freedom Creek“ und der „Negro Creek“ in Colorado in „Clay Creek“ umbenannt. 

Einer der wenigen Kritiker dieser Praxis ist der Bürgerrechtler Bob Woodson, der jüngst mit dem Moderator Tucker Carlson über das Thema sprach: „Schauen Sie sich nur an, was während der Französischen oder auch der Russischen Revolution passiert ist, als man so vorgegangen ist.“