© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/21 / 23. April 2021

Amerikanische Banken vermelden trotz Corona Rekordgewinne
Geldpolitische Geschenke
Thomas Kirchner

Europäische Banken ächzen unter Negativzinsen. Chinas seit Jahren schwelende Bankenkrise geht mit der Beinahe-Pleite des teilstaatlichen Vermögensverwalters Huarong in die nächste Phase. Amerikanische Banken glänzen hingegen mit Rekordgewinnen: JPMorgan Chase erwirtschaftete mit 14,3 Milliarden im ersten Quartal fünfmal soviel wie vor einem Jahr. Goldman Sachs verfünffachte auf immerhin 6,8 Milliarden. Sorgenkind Wells Fargo schaffte eine Versiebenfachung auf 4,7 Milliarden.

Dank der boomenden Wirtschaft und der Corona-Hilfen konnten die US-Institute ihre Rückstellungen für Kreditausfälle stark reduzieren. Allein bei JPMorgan macht das 5,2 Milliarden Dollar. Kreditkartenausfälle sind so niedrig wie seit Jahren nicht. Fitch senkte die Ausfallprognose für Schrottanleihen von 3,5 auf zwei Prozent. Doch wichtiger sind gestiegene Einnahmen aus Investmentbanking und Aktienhandel. Der Boom bei Neuemissionen und ein robustes Klima bei Firmenübernahmen läßt Gebühren sprudeln, Provisionen auf Aktiengeschäfte stiegen dank hoher Handelsvolumen. Was passiert mit den Gewinnen? Ende Juni laufen Beschränkungen der Fed von Aktienrückkäufen und Dividenden aus.

Die Kursentwicklung der Bankaktien nimmt diese Verwendung schon teilweise vorweg. Nachwuchsbanker, die sich über Arbeitsbedingungen beschwert hatten, werden mit Sonderzahlungen und Geschenken ruhiggestellt. Die New Yorker Anwaltskanzlei Davis Polk & Wardwell zahlt Junioranwälten einen Bonus von bis zu 84.000 Dollar. Auch in Expansion wird investiert: Die Citibank plant 2.300 Neueinstellungen – in Asien, nicht Europa. Angesichts der verbesserten Eigenkapitallage dürften die Bilanzsummen weiter expandieren. Sichteinlagen explodierten während der Corona-Krise, weil Verbraucher ihre Einkommen nicht ausgeben können. Die Bank of America konnte eine Anleihe von 15 Milliarden Dollar begeben – die Nachfrage hätte sogar 25 Milliarden ermöglicht. Solange die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik nicht ändert, läuft das Bankgeschäft.

Am 28. April wird Christian Sewing die Ergebnisse der Deutschen Bank vorstellen. Deren positiver Trend dürfte sich fortsetzen, doch so spektakulär werden die Zahlen nicht. Denn die Frankfurter haben sich nicht nur aus dem boomenden US-Geschäft zurückgezogen, sondern auch ihre Kapitalmarktaktivitäten reduziert – genau die Bereiche, die jetzt für die Amerikaner bestens laufen. US-Banken erwirtschaften ein Viertel bis ein Drittel ihrer Einnahmen jeweils in Aktienhandel und Investmentbanking.

Die Deutsche Bank verläßt sich zu 78 Prozent auf Anleihen- und Kreditgeschäft. Diese Ausrichtung wird von Finanzmarktkritikern bejubelt, führt aber zu einer einseitigen Finanzierung der Wirtschaft durch Fremdkapital und geringer Vermögensbildung in den Haushalten.