© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/21 / 23. April 2021

Zeitschriftenkritik: Cato
Der große Umbruch
Werner Olles

In der aktuellen Ausgabe des Cato-Magazins (April/Mai 2021) beschreibt Bruno Bandulet in seinem Beitrag „Davos als Wille und Vorstellung“ den neuen Milliardärssozialismus des vom World Economic Forum (WEF) propagierten „Great Reset“. Wenn 119 Milliardäre sich in Davos von einem hysterischen Teenager über den angeblichen Zusammenhang von Corona und Klimawandel belehren lassen, sei höchste Vorsicht geboten. Facebook, Google, Amazon, Goldman Sachs, Blackrock und die Bill & Melinda Gates Foundation marschierten gemeinsam unter der Flagge des „Great Reset“, den der US-Libertäre Ron Paul als „Programm zur Ausdehnung der Regierungsmacht und zur Unterdrückung der Freiheit“ bezeichnet. China läßt grüßen! Wobei das Ganze mit einem klassischen marxistischen Sozialismus nichts zu tun hat. Enteignet werden nicht die Multimilliardäre und Big-Data-Weltkonzerne, sondern der Mittelstand und normale Bürger, die auf Besitz und individuelle Freiheiten verzichten müssen. Eine soziale, freie Marktwirtschaft wird obsolet, politische Demokratie und Nationalstaat ebenso. Ein dubioser „Öko-Sozialismus“ fungiert als absolutistischer Religionsersatz, während die deutsche Automobilindustrie plattgemacht wird, und dies ohne auch nur kleinste positive Effekte für das Klima, wie der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn nachweist, der die 30 Milliarden Euro pro Jahr, die die katastrophale Energiewende kostet, „eine irrsinnige Summe für nichts und wieder nichts“ nennt.

Eine Bilanz des jüngsten politischen Geschehens zieht Karl-Peter Schwarz in seiner Chronik „Zweimonatsrückblick“. Während Macron die deutsche Führungsschwäche für eine noch stärker zentralisierte EU unter französischer Dominanz nützt, verweist Boris Johnson auf die Verlagerung geopolitischer Schwerpunkte in den asiatisch-pazifischen Raum und intensiviert die Zusammenarbeit mit Japan, Südkorea, Indien und Australien, schickt Flugzeugträger ins Südchinesische Meer und erhöht die Zahl atomarer Sprengköpfe von 180 auf 260. Er hat verstanden, daß der Niedergang der USA und der gefährliche Revisionismus Chinas, das Taiwan und den Westen mit Krieg bedroht, das Hauptproblem der internationalen Sicherheit sind. In Brüssel und Berlin treibt man dagegen Rußland durch eine erfolglose und dumme Sanktionspolitik noch weiter in die Arme der aggressiven KP Chinas. 

Der Historiker David Engels verweist in seinem „Brief aus Warschau“ auf die intrigante Politik des EU-Imperiums, das mit breiter Mehrheit die gesamte EU zu einer „Freiheitszone für LGBTIQ“ erklärt. 

Weitere Beiträge in dem ansprechend illustrierten Heft befassen sich mit der „Tyrannei der Moral“ (Norbert Bolz), dem „Schrecken einer Welt ohne Gott“ (Artur Abramovych), einer „kleinen Feldstudie über das Lesen als Lebensform“ (Jane Ross) und der durch die Corono-Maßnahmen „Gestörten Normalität“ (Christian Guse).

Kontakt: Cato Verlag, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 14,50 Euro, ein Jahresabo 76 Euro.

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