© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/21 / 23. April 2021

Frisch gepresst

Rasse. Sie ist wieder da! Es klingt wie ein Treppenwitz der Weltgeschichte, wenn die jahrzehntelang währende „anti-rassistische“ Gehirnwäsche gegenwärtig in aggressivsten, überwiegend „anti-weißen“ Rassismus umschlägt. Bestätigt sich darin Hegels Dialektik, wonach der Weltgeist durch Gegensätze vor- und zurückgeht, um irgendwann das Stadium der Befreiung des Menschen zu sich selbst zu erreichen? Der Soziologe Sebastian Wessels weiß darauf keine befriedigende Antwort, beschreibt das Phänomen aber mit einer Präzision, die wenig Raum für Illusionen darüber läßt, daß der von den „Black Lives Matter“-Veitstänzern eingeläutete Rückfall ins politische Mittelalter nur ein kurzer zivilisatorischer Lockdown sein könnte. Diese Bewegung und ihr weltweit an Einfluß in Politik, Wirtschaft, Medien und Hochschulen gewinnender Anhang verwandele sich derzeit rasch in das, was sie einst zu bekämpfen vorgab. Ethnische Konflikte nehmen zu und das Individuum und seine Rechte werden entwertet im Namen der Rasse, die von jeher eine Chiffre für die identitätspolitisch motivierte Leugnung der Gemeinsamkeit des Menschlichen gewesen sei. (ob)

Sebastian Wessels: Im Schatten guter Absichten. Die postmoderne Wiederkehr des Rassendenkens.Selbstverlag, Breslau/Wrocław 2021, broschiert, 229 Seiten, 10,69 Euro





Sozialsystem. Darf eine Funktionärin ein programmatisches Buch schreiben? Klar, wenn es gut ist. Verena Bentele (SPD) hat es versucht. Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK mit zwei Millionen Mitgliedern saß mit zwei weiteren Autoren – ebenfalls vom VdK – zusammen und diskutierte. Das Ergebnis: Die Sozialsysteme Deutschlands müssen „neu gedacht“ werden. Da geht es zum Beispiel um die aufopferungsvolle Krankenschwester mit Bandscheibenvorfall, die keine Physiotherapie verschrieben bekommt. Oder um die liebende Großmutter, die unter Altersarmut leidet. Neu sind Benteles skizzierte Auswege aus diesem spaltenden Desaster allerdings nicht, sondern aus der linken Mottenkiste gefischt: Auflösung der privaten Krankenkassen, Rente für alle, Kindergrundsicherung usw. Auch wenn der bisherige Werdegang der 39jährigen wirklich beeindruckend ist (12 Goldmedaillen im Biathlon bei den Paralympics), ihr Buch ist es nicht. (mec)

Verena Bentele: Wir Denken Neu. Damit sich Deutschland nicht weiter spaltet. Europa Verlag, München 2021, gebunden, 133 Seiten, 12 Euro