© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/21 / 23. April 2021

Kabinenklatsch
Der Bayern-Bonus während der Corona-Krise
Ronald Berthold

Gibt es auch bei Corona einen Bayern-Bonus? Als Stürmer Serge Gnabry zuletzt positiv auf das Virus getestet wurde, war er bereits der achte Fall in dem Verein. Doch daß die ganze Mannschaft in Quarantäne gemußt hätte – auf die Idee wäre ich nie gekommen. Andere auch nicht. Im Gegenteil: Das Gesundheitsreferat der Stadt München legte Wert auf die Feststellung, daß es „vertrauensvoll mit dem Verein zusammenarbeite“.

Bei Hertha reichten drei Spieler sowie Trainer und Co-Trainer, damit das Gesundheitsamt das gesamte Team für 14 Tage zu Hause einsperrt. Natürlich hat eine solche Quarantäne Folgen: Mindestens drei Spiele fallen aus. Danach müssen die Kicker, ohne vorher viel miteinander trainiert zu haben, aufs Spielfeld und gegen den nächsten Gegner antreten.

So hat das Münchner Gesundheitsreferat dem Klub vielleicht bei der Titelverteidigung geholfen.

So etwas wäre ein großer Nachteil für die Bayern im Kampf um die Meisterschaft gewesen. Der Klub hätte jetzt vielleicht nicht sieben Punkte Vorsprung und die siebte Titelverteidigung in Folge im Sack. Vielleicht wollte das Münchner Gesundheitsreferat dem Klub auch die Chancen auf den erneuten Gewinn der Champions League nicht vermasseln. Hat nicht geholfen.

In Berlin nun haben alle Hertha-Spieler zwei Wochen lang strengsten Stubenarrest. Sie dürfen keine Spielzüge und Standards eintrainieren. Daß dies die Chancen auf den Klassenerhalt mindert, steht wohl fest. Die Blau-Weißen müssen nicht nur untrainiert in den Saisonschlußspurt, sondern dort auch in 23 Tagen die letzten sechs Spiele austragen. Ein klarer Wettbewerbsvorteil für die Konkurrenten Köln und Bielefeld, die Hertha in deren Abwesenheit gern auf Platz 17 durchreichen wollen. Die Arminia darf dann auch gleich am 7. Mai als erstes gegen die vom Sofa kommenden Berliner ran. Es sieht nicht gut aus für den selbsternannten „Verein der Vielfalt und Toleranz“. Erst wegen politischer Unzuverlässigkeit keinen Torwarttrainer mehr und jetzt überhaupt kein Training mehr. Vielleicht gibt es doch einen Fußball-Gott. Auf jeden Fall aber keinen Bayern-Bonus für Herthaner.